Zpìt na Rudnou pod Pradìdem

Gedenkbuch

Rudná pod Pradìdem, bývalý politický okres Bruntál

 

Gedenkbuch bis 1936

 

Gedenkbuch

 

der

 

Gemeinde

 

Alt - Vogelseifen.

 

 

 

Das Buch enthält 400 Seiten; dies wird hiermit vom Gemeinderat Alt - Vogelseifen bestätigt.

 

 Der Gemeindevorsteher:                      Die Gemeinderäte:

Josef Fitz                Franz Kühnel

Alois  Langer

Franz Fritsch

Franz Mildner

 

 

Vorwort zur Original – Kopie des:

 

 

 

Gedenkbuch

der

Gemeinde

Alt-Vogelseifen

 

 

 

Teil I: Seite 1 – 49 in Sütterlin Handschrift

 

 

 

                Das Original - Gedenkbuch von Alt-Vogelseifen ist handschriftlich in Sütterlinschrift geschrieben

                Das Gedenkbuch beschreibt die geschichtliche Entwicklung vom Jahre 1260 bis zum

Jahre 1936 und endet mit diesem letzten Eintrag in Sütterlinschrift

                Für die Jahre  1937 – 1944  sind keine Eintragungen mehr in Sütterlinschrift vorhanden

                Ab dem Jahre 1945  bis ca. 1955 wird das Gedenkbuch handschriftlich in tschechischer Sprache fortgesetzt

                Es ist zu vermuten, dass die Seiten des Gedenkbuches mit den deutschsprachigen Eintragungen für die Zeit von 1937 bis 1945 nachträglich von Dritten herausgetrennt worden sind

 

 

Teil II:       Seite 51 – 67 in tschechischer Handschrift

- nur auszugsweise -

 

 

 

                Ab dem Jahre 1945 bis ca. 1955 wird das Gedenkbuch handschriftlich in tschechischer Sprache fortgesetzt

                Von den tschechischen Eintragungen wurden auszugsweise Kopien erstellt

von 1945 – 1948

Teil III:

 

Gedenkbuch

Des Pfarrsprengels

Dittersdorf / Dec. Jägerndorf

Vom jahre 1898

 

                Insgesamt wurden auszugsweise 6 Seiten kopiert

Schlussbemerkungen:

 

                Die Kopien wurden vom Original erstellt im Frühjahr 2004

                Ein Exemplar der Originalkopie liegt zur Einsicht auf im:

 

Heimatmuseum Freudenthal / Sudetenland

 

im Stadtmuseum der Patenstadt Memmingen

Hermansgasse,      87 700 Memmingen

                Eine Übersetzung des vorliegenden tschechischen Teiles des Gedenkbuches wird derzeit erstellt

                Die Übersetzung / Übertragung der Sütterlinschrift in die elektronische Datenverarbeitung erfolgte durch Herrn Adolf Jahn, Sigmaringen

                Die vorliegenden Unterlagen wurden federführend veranlasst und erstellt durch:

 

 

Rainer Vogel

Dipl.-Ing., Dipl.-Wirtsch.-Ing.

 

Eichenau, im Juni 2004

Der Chronist.

 

Von der Gemeindevertretung zu Alt-Vogelseifen wurde ich Josef  Dudycha, Oberlehrer in Alt-Vogelseifen, zum Gemeindechronisten bestellt. Ich bin 1891 in Biela in Ostböhmen geboren, habe in Troppau die Lehrerbildungsanstalt besucht und bin seit dem Jahre 1926 als Oberlehrer an der hiesigen Schule angestellt; seit 1910 wirkte ich in der Nachbargemeinde Ober-Wildgrub als Lehrer und seit 1918 ebenda als Oberlehrer. Ich hoffe, meinem Amte als Gemeindechronist gut vorstehen zu können.

 

 

 

Einleitung

 

Die Ortschaft Alt-Vogelseifen (Fogylssaif) entstand um das Jahr 1260 unter dem berühmten Olmützer Bischof Bruno von Schaumburg, der nach dem Mongoleneinfall sächsische und bayrische Ansiedler in diese Gegend zog, um die Urwälder zu schlagen und den Boden urbar zu machen. Diese Ansiedler kannten auch den Bergbau und legten Goldwäschereien an. Einer solchen Goldwäsche verdankt auch Fogylssaifen seinen Namen. der Gründer (Lokator) des Dorfes hieß wahrscheinlich Fogel und Saifen bedeutet einen Bach, aus dem Gold gewaschen wurde. Die Umgebung von Alt- und Neu - Volgelseifen, Klein Mohrau und Engelsberg ist sehr erzhaltig und die den Erzschichten entrinnenden Bäche führten Mineralkörner, Gold und Silber mit und verrieten so die Erzlager. Diese wurde dann von fachkundigen Bergleuten nachgegraben.

 

Vom 1270 bis zum Jahre 1377 gehört das Dorf Alt-Vogelseifen mit allen Bergwerken, Goldwäschereien zum Stifte Velehrad. Die Stiftsherren riefen Bergleute herbei, um den Erzreichtum auszunützen. die neuen Ansiedler erhielten ein Stück Land, um darauf ein Wohnhaus zu erbauen; sie konnten nach belieben noch Grundstücke zukaufen. der Gründer (Lokator) erhielt gewöhnlich eine „Freihube” (70 Metzen) und erbaute das „Erbgericht”. Man unterschied Ganzhübner, ¾ und ½  Hübner,  manche erhielten nur ¼ Hube; die 1/8 Hübner wurden „Gärtler” genannt. die Bergleute erhielten auch das notwendige Holz umsonst; sie erbauten ihre Hütten gewöhnlich dort, wo sie das meiste Erz fanden. der östliche und zugleich älteste Teil unserer Gemeinde heißt heute noch im Volksmund „de Zach”, d.i. Zeche, ein bergmännischer Ausdruck. Auf dem Silberberge finden sich heute noch verfallene Schächte und unweit davon am Schwarzbach im sog. „Oland” große verraste Geröllhaufen; sie können nur von Menschen dahin gebracht worden sein und bezeichnen zweifellos den Ort der Goldwäscherei.

 

1280. Eine Urkunde im Brünner Landesarchiv erwähnt bei Fogylssaif ausgedehnte Goldwäschereien. die Arbeit des  Goldwaschens sei folgend kurz beschrieben. Zuerst wurden runde Schurfschächte bis auf die Unterlage der goldführenden Schichten getrieben. Mit einem kleinen Waschtroge wurde Goldvorkommen festgestellt. Trafen die Bergleute auf eine goldhaltige Ablagerung, die sich „des Waschens” lohnte, so wurden die oberen Erdschichten abgeräumt  und abseits zu großen Halden zusammengeführt nun wurden die erdigen Bestandteile aus der erzführenden Schicht geschwemmt. Der zurückgebliebene Sand wurde in große hölzerne Rinnen geschaufelt und in die Rinnen wurde Wasser geleitet. Jetzt begann das eigentliche „Waschen”. In den Rinnen wurden Kalbfelle gelegt und der Sand darüber gespült. In den Haaren blieben die schweren Goldkörnchen zurück, während der leichtere Sand fortgeschwemmt wurde. Abends wurde die Felle in Wasserbehältern ausgewaschen und aus den Wasserbehältern wurde das Gold mit kleinen Schüsseln reingewaschen.

 

1377.  Bis zu diesem Jahre verblieb die Gemeinde mit ihren sämtlichen „Zugehörigen” beim Stift Velehrad,  dann ging das Dorf als Lehensgut an den schlesischen Adeligen Konil über; er ließ sich als Besitzer unter „Kunil von Fogelssait” in die Jägerndorfer Landtafel eintragen. Auch Kunil förderte den Bergbau und zog neue Ansiedler aus der Glazer und Gottesberger Gegend hierher, um den Bergbau ergiebiger zu machen. Die Zeit um 1400 soll die Blütezeit des Bergbaues in den Ortschaften Alt- und Neuvogelseifen, Klein Mohrau und Dürrseifen gewesen sein; die geförderten Metalle bildeten damals einen wichtigen Handelsartikel (W. v. Sovinec, Berichts - Bergbuch Seite 18 ).

 

1402.   ging das Dorf Alt-Vogelseifen mit allen „Zugehörigen” an den Herzog  Heinrich II, Besitzer der Herrschaft Jägerndorf, über.  Der neue Herr kümmerte sich wenig um sein Herzogtum, zu dem jetzt auch das ganze Freudenthaler Gebiet gehörte; er verbrachte seine Zeit mit glänzenden Turnieren und Fehden. Das Gebiet Jägerndorf wurde schlecht verwaltet, Handel und Gewerbe kamen ins Stocken, der Bergbau und die Goldwäscherei gingen immer mehr zurück, ein Betrieb nach den anderen wurde stillgelegt.

 

1404. Die seit dem Jahre 1220 urkundlich erwähnte alte Heerstraße Sternberg - Braunseifen - Nieder Wildgrub - Alt-Vogelseifen - Engelsberg nach Neiße und Breslau wird hergerichtet, da ein großer Verkehr darauf herrschte. (Diarium Jägerndorf).

 

1405. In der Teilungsurkunde des Herzogtums Jägerndorf vom 1. Oktober erhält Herzog Johann II. die östliche Stadthälfte von Freudenthal und die Dörfer: Spillendorf, Messendorf, Kotzendorf, Stohl, Vogelseifen, Dürrseifen. (Urkunde im Archiv Breslau.)

 

1408.   erteilt der Gutsherr Herzog Johann II. den Gemeinden seines gesamten Gutsgebietes Jägerndorf - Freudenthal das „Erb - Anfallsrecht”. Die deutsche Übersetzung der Urkunde lautet: Wenn jemand in meinen Städten und Dörfern ohne rechtmäßigen Erben stürbe, so könnte er von nun an ein Testament machen und sein Besitztum oder Vermögen fiele dann nicht mehr der Gutsherrschaft zu, wie es bis dato war. Erst wenn kein Verwandter oder Freund gefunden würde, sollte das Vermögen an die Gutsherrschaft fallen.

 

Dieses „freie Vererbungsrecht” sollte jedenfalls neue Ansiedler herbeiziehen; denn dessen fehlen schreckte viele, die sich im Jägerndorfer - Freudenthaler Gutsgebiete niederlassen wollten ab.

 

1433.  verleiht Herzog Nikolaus V. als Grundherr allen Vögten und Erbrichtern seiner Herrschaft Privilegien. Die Abschrift des Privilegiums über Alt-Vogelseifen ist sehr beschädigt; sie enthält etwa folgendes = (privat - Buch, Archiv Jägerndorf) Zum Erbgericht Alt-Vogelseifen e Huben Ackers, die zweite Hube ist erkauft worden. Auch besitzt der Erbrichter das Recht zum Ausschänken von Bier und Wein, er besitzt auch eine Mühle, eine Fleischerei, Bäckerei, hat freies Jagdrecht im Gemeindegebiete und freie Schafweide im ganzen Gemeinde - Rayone. Er erhält den dritten Pfennig von Strafen und Bußen in bürgerlichen Sachen, die höhere peinliche Gerichtsbarkeit behält sich sie Gutsherrschaft selbst vor. Er erhält auch von den Dorfuntertanen den Hunds - und Rückhafer, da er bei großen Jagden für die Hunde und die Pferde des Grundherren zu sorgen hat. Er war von den meisten Zins - und Zehentzahlungen an die Herrschaft befreit, mußte jedoch die Grundzinse und andere Giebigkeiten an das Rendamt  nach Jägerndorf von den  Dorfuntertanen einfordern. Er hatte die Robotpflichtigen aus der Gemeinde bei der Robot auf den herrschaftlichen  Meierhöfen anzustellen und bei der Arbeit zu überwachen.

 

1445  kam das Freudenthaler Gutsgebiet pfandweise an Heinrich von Würben. Gutsherr von Goldstein, der dann auch das vollständige Kaufrecht erwarb. Seit diesem Jahre gehörte das Dorf Alt-Vogelseifen zum Gutsgebiet Freudenthal.

 

1471.  In den Kriege zwischen König Kasimir I. von Polen und König Matthias Corvinius von Ungarn standen Joh. v. Würben auf Schloß Freudenthal sowie Herzog Joh. v, Jägerndorf auf der Seite König  Kasimirs. Daraufhin überzog Matthias Corvinias  die Troppauer, Jägerndorfer und Freudenthaler Gutsgebiete mit seinen rohen Söldnern. Dörfer und Städte hatten schwer unter den Plünderungen und Brandstiftungen dieser ungarischen Truppen zu leiden. Die Ortschaften an der alten Heerstraße Sternberg - Wildgrub - Alt-Vogelseifen - Engelsberg wurden größtenteils vernichtet, die Einwohner mußten flüchten; die Bergwerks- und Goldwäschereibetriebe kamen ganz zum Stillstand.

 

1492. Aus diesem Jahre stammt ein amtlicher Bericht über die Gemeinden des Herrschaftsgebietes Freudenthal. (Archiv Ob. Langendorf.) Darin heißt es:

 

      In der Gemeinde Alt-Vogelseifen wird meistens Korn, Hafer, Gerste, Rüben und Flachs angebaut, Hülsenfrüchte nur wenig. Wichtig ist hier vor allem die Viehzucht. Abgesehen von den ausgedehnten Wiesen, Hutweiden, dem Grasreichtum der Herrschaftlichen Holzschläge, werden durch die Art des Anbaues jedes Jahr große Flächen für die Hutung frei; denn hier im Dorfe ist die „Dreifelderwirtschaft” üblich. Ein Drittel des Bodens liegt als Brache, denn nach zweijährigen Anbau von Korn, Hafer ruhte dann der Boden immer ein Jahr. So konnte ein ziemlich großer Viehstand gehalten werden. Die Gemeinde bestellte zur Wartung des Viehes einen eigenen Gemeindehirten und zahlte ihm eine ziemlich bedeutende Summe; denn er hatte besonders zu Kriegszeiten ein wichtiges, sehr verantwortungsvolles Amt: lag im doch die Sorge für einen großen Teil des Eigentums der Dorfleute auf den Schultern. Die Gemeinde erbaute dem Hirten auch ein Häuschen zur unentgeltlichen Benützung.

 

1504. Der Gutsherr Bernhard von Würben interessierte sehr für den Bergbau. Die alten Schächte bei Engelsberg, Vogelseifen und Klein - Mohrau wurde wieder in Betrieb gesetzt. Kleine Pächter mieteten die Zechen und betrieben den Bergbau nach den Regeln des Freudenthaler Bergrechtes. Die von den Pächtern (Lohnträger) geförderten Erze wurden im Beisein des Bergrates und eines Beamten der Herrschaft abgeschätzt und an die Hüttenbesitzer verkauft. Aus den Schmelzöfen kam dann das Eisen in die Eisenhämmer nach Klein - Mohrau, Neudörfel und Freudenthal, um dort verarbeitet und in den Handel gebracht zu werden. (W. v. Covinec, Bergbuch d. Herrsch. Freudenthal, S. 32)

 

1530. Die Lehre Martin Luthers  fing an sich in den Gemeinden des Gutsbereiches Freudenthal einzubürgern, besonders unter den Bergleuten fand sie viele Anhänger. Der Gutsherr Johann von Würben trat zum Protestantismus über und förderte ihn mit reichlichen Geldmitteln auf alle mögliche Weise. In einem Berichte aus dem Jahre

 

1531  (Archiv Ob. Langender) heißt es: „Anno Domini 1531 im Monate Aprilii ist zu uns nach Freudenthal gekommen der berühmte lutherische Praedikant und  Wanderprediger Johannes Angelus, aus Tachau gebürtig. Er wirkte sehr eifrig als Reformator und Vorträger der Worte des Herrn und der heiligen Evangelii und er verwarf durch seine Predigten die Berichte der heiligen Schrift nach alten katholischen Grundsätzen. Er predigte auch in den Dörfern Wildgrub, Messendorf, Spillendorf Altstadt sowie Alt-Vogelseifen und erregte durch seine Bibelkenntnisse und Gewandtheit im Predigen überall helles Erstaunen. Die katholischen Pfarrer des ganzen Freudenthaler Gutsgebietes beschwerten sich beim Cronistorium in Olmütz gegen den Pastor Angelus, so daß er auf amtlichen Befehl  die Gegend verlassen mußte. „Er ging - doch es kamen andere.”

 

1554 - 56   wütete im ganzen Gebiet die asiatische Beulenpest,  die sehr viele Opfer forderte. Auch löschte sie die Gemeinde Alt-Vogelseifen mehr als zur Hälfte aus;  die Toten wurden außerhalb des Ortes in einem Massengrabe beerdigt. Aus der Gegend um Schwednitz, Ottmachau, Glatz  und Neurode wurden neue Ansiedler herangezogen, um die Lücken in der Bevölkerung wieder auszufüllen.

 

1564. Es wurde ein Gesetz erlassen, das die freie Ausübung des protestantischen Glaubens in Österreich bestätigte. Nun traten fast alle Bewohner des Gutsgebietes Freudenthal zum Protestantismus über, da niemand mehr Ursache hatte, seine religiöse Überzeugung zu verleugnen. Die Pfarren Nieder Wildgrub und Alt-Vogelseifen wurden auf Befehl des Gutsherrn mit evangelischen Pastoren besetzt. (Wolny - kirchl. Chronik 1565)

 

1584.  Der Protestantismus ist vollständig unter die Bewohner des Freudenthaler Gutes gedrungen; der Gutsherr Heinrich von Würben gibt für seine Untertanen eine Kirchenordnung heraus. diese drei Verordnungen wurden am 25. 10. 1584 und am 30.10.1592 herausgegeben. (Dekanatarchiv in Freudenthal).

 

1599   war Melchior Ludwig evang. Pfarrer in Alt-Vogelseifen (Gutsarchiv Ober Langendorf).

 

1600.  In diesem Jahre war eine völlige Mißernte und große Teuerung trat ein. der Scheffel ( 2 Metzen) Korn kostete 14 Gulden, der Scheffel Weizen 20 Gulden, der Scheffel Hafer 8 Gulden. Die ärmere Bevölkerung mußte sich von Kleienbrot und Kleiensuppen ernähren, Fichtenrinde wurde gedörrt, gemahlen und unter die Kleie gemischt. Viele starben an Unterernährung.

 

1616.   Vom Ölmützer Kardinal DITRICHSTEIN  geleitet, begann die Gegenreformation. der Gutherr  Heinrich v. Würben  auf Schloß Freudenthal war um den Protestantismus in seinem Gutsgebiet sehr besorgt und gab für die Gemeinden des Herrschaftsgebietes folgenden Erlaß heraus (Gutsarchiv Ob. Langendorf):

 

          Ich Heinrich von Würben, Gutsherr von Freudenthal und Goldenstein, verspreche hiemit, meine Gutsuntertanen bei  der Augsburgerischen Confession, in welcher ich selbst von Jugend an unterrichtet bin, getreulich zu erhalten, nur Geistliche dieses Glaubens einzusetzen und ermahne zugleich alle Untertanen, dem Gottesdienste mit gebührender Andacht beizuwohnen, vorzüglich an Sonn- und Feiertagen, und eifrig sein im Anhören und Befolgen der göttlichen Worte. Wenn aber der Gottesdienst endigt, soll sich jeder aller körperlichen Arbeiten und der Schankhäuser enthalten, und sich keinem Trunke oder derer Zügellosigkeit ergeben, da sonst Strafen auferlegt werden müßten.

 

                    Schloß Freudenthal, am St. Georgis  Tage 1616

 

                                  L. S.        Heinrich von Würben

 

Doch alle Erlässe konnten den Rückgang des Protestantismus nicht mehr aufhalten.

 

1620.  Nach der Schlacht am „Weißen Berge” ( 8. November) fühlte sich Heinrich von Würben als Führer der schlesischen Protestanten nicht mehr sicher. Er übergab die Herrschaft Freudenthal seinem Schwager Georg v. Würben und floh.

 

1621   Da Heinrich v. Würben der Vorladung vor den Gerichtshof nicht folge leistete, wird sein Vermögen, darunter auch das Gut Freudenthal, eingezogen. Am 21. Juli erwirbt der damalige Hoch- und Deutschmeister Erzherzog Karl  die Herrschaft Freudenthal durch Kauf um 200.000  Gulden als Kameral - Kommende des Ordens von seinem Bruder Kaiser Ferdinand II.

 

Die Hoch- und Deutschmeister ließen sich bei ihrer Abwesenheit von Freudenthal bis zum Jahre 1820 durch einen daselbst amtenden Statthalter vertreten. Als erster Statthalter wirkte Georg Wilhelm von Elkershausen, genannt „Klippel”.

 

1620.  Eine Eintragung im hiesigen Pfarr - Inventarium  besagt, daß in diesem Jahren bereits ein Kath. Pfarrer Sebald Franz Weidenfeld die Seelsorge in Alt-Vogelseifen und in den Gemeinden Lichtewerden, Engelsberg, Kl. Mohrau und Würbenthal ausübte. An diese Wege der Priester erinnert der sog. „Pfaffensteig” gegen Wiedergrün zu.

 

1624.  Georg v, Elkershausen erließ sehr strenge Verordnungen zur Ausrottung des Protestantismus. Eine aus diesem Jahre lautet: (Dekanatsarchiv Freudenthal)  „Weil der Religionsunterschied die Hauptursache der Empörung gewesen, so sollen von nun an, in allen Gemeinden des Herrschaftsgebietes Freudenthal nur katholische Geistliche ihres Amtes walten, kein anderer als der katholische Glauben soll hiefür geduldet werden. Die Kirche wird zur Staatseinrichtung erklärt und alle Herrschaftsrichter und Vögte unter strenges Kirchenrecht gestellt. Den Vögten und Erbrichtern wird auch die Aufsicht über das religiöse Leben der Ortsuntertanen zur strengsten Pflicht gemacht. Sie müssen genau darauf achten, daß an Sonn- und Feiertagen die erwachsenen Untertanen zur Kirche gehen: Diejenigen, welche zu spät in die Kirche kommen und die Kirche noch vor dem Ende des Gottesdienstes verlassen, bekommen 6 - 8 Tage Gefängnis, ebenso diejenigen, welche Sonntags während des Gottesdienstes im Wirtshaus angetroffen. Die Ortsleute müssen zur österlichen Beicht gehen und wer ohne Beicht von einem jähen Tode überrascht wird, erhält kein kirchliches Begräbnis.

 

        Die Vögte und Erbrichter müssen strenge Hausdurchsuchungen vornehmen und alle evangelischen Bücher und Schriften verbrennen. Der Schulunterricht muß von würdigen, geprüften Lehrern nach streng katholischen  Regeln erteilt werden. Jeder muß katholisch werden und wer sich weigert, wird seines Besitzes für verlustig erklärt und muß aus dem Gutsgebiete auswandern.”

 

         Schloß und Commenda Freudenthal  10.1.1623      G. Klippel v. E

 

                                                                                          Statthalter.

 

1624.   Auf Befehl das Statthalter Klippel mußten am 26. Oktober alle Pastoren im Gutsgebiete Freudenthal ihre Pfarrstellen verlassen, die sich weigerten, wurden mit Militärgewalt entfernt.

 

1621 - 1626. Der dreißigjährige Krieg machte sich nun auch im Gutsgebiete Freudenthal bemerkbar. Dänische und schwedische Truppen trieben hier ihr Unwesen und plünderten oft ganze Dörfer aus. Auch Wallachen, Kosaken, die im Dienste des Markgrafen von Jägerndorf standen, verübten Exzesse. Pestartige Krankheiten brachen aus;  sie waren durch die fremden Krieger eingeschleppt worden. In Schlesien sollen gegen 4000 Menschen daran gestorben sein.

 

     Die Gemeinden Nieder Wildgrub, Alt-Vogelseifen, Engelsberg haben viel unter Militärdurchzügen und Einquartierungen zu leiden. Auch in Alt-Vogelseifen werden viele Ortsbewohner von Seuchen hinweggerafft.

 

1626 - 1628. Die Durchmärsche dänischer und österreichischer Truppen dauern an, verbunden mit Plünderungen und Brandschatzungen; die Kontributionen konnten von den verarmten Ortsbewohnern kaum aufgebracht werden. hiezu kamen die vielen Vorspannfuhren; die Fuhrleute blieben 2 - 3 Wochen aus, die Erntearbeiten mußten vernachlässigt werden.

 

      Ein Bericht aus jener Zeit besagt: „In den Ortschaften Nieder und Ober Wildgrub, Alt-Vogelseifen sowie Engelsberg haben di k.k. Pechmann’schen Reiter überaus großen Schaden angerichtet, ärger als dies von den allergrößten Feinden, den Türken und Ungarn, jemals geschehen ist. Sie haben alles Getreide verderbt und die meisten Roß und Wagen mitgenommen. Die meisten Bauern haben jetzt kein Pferd, um ihre Äcker zu bestellen.” (Archiv Ob. Langendorf)

 

1628.  Das Herrschaftsamt Freudenthal legt ein neues Urbarium (Grundbuch) an, in das alle Leistungen der Gutsgemeinden an die Herrschaft eingetragen sind. die Militär - Einquartierungen dauern an.

 

1629. Die Durchmärsche lassen in diesem Jahre etwas nach.

 

Die Straße Sternberg - Braunseifen - Wildgrub - Alt-Vogelseifen - Engelsberg - Neiße - Breslau wird hergerichtet und amtlich als Poststraße erklärt. Zuerst ging nur reitende, dann auch Fahrpost. Hierüber schreibt der Chronist Zeiler: „  Die Straße nach Braunseifen - Engelsberg nach Neiße ist um das Jahr 1629 die meistbefahrene Straße nach Breslau uns vermittelt den ganzen Postverkehr von Olmütz nach Breslau. Doch ist sie nur von Sternberg bis Engelsberg in gutem Zustande, von dort bis Zuckmantel ist sie nur ein tiefer, böser Weg in Gebirge und Hochwald. Und doch wird diese Straße sehr viel gebrauchet von polnischen und Wiener sowie Brünner  und Olmützer Kaufleuten, welche Geschäftsreisen machen und oft Gefahren ausgesetzt sind.

 

1632.  brachte wieder große Truppendurchmärsche. Alt-Vogelseifen erhielt Einquartierungen von k. k. Traunschen Infanterieregimente am 1. und 2. Mai; am 3. Juni lagerten mehrere Companien vom k. k. Hardegg’schen Infanterieregimente im Dorfe, am 16. Juni lagerten starke Abteilungen der Lichtensteinmusketiere im Ortsgebiete, am 24, Juni ziehen die Lichtensteiner Dragoner durch, am 26. Juni mehrere Companien eines Kroatenregimentes. Im September lagern Dittrichstein’sche  Infanteriekompanien mehrere Tage in Alt-Vogelseifen und Wildgrub; was sie nicht verzehren, das ruinieren sie. Am 20. November quartieren sich Polaken ein, rohe undisziplnierte Truppen. Dies Jahr war ein schweres, Wie sollte da der Bauer Ruhe und Zeit gewinnenfür seine Feldarbeit, wenn er von beständigen Militäreinquartierungen aufs Schlimmste drangsaliert wird. Ängstlich richtet sich jeden Morgen sein Blick auf die Straße, ob nicht wieder neue Scharen am Horizonte auftauchen. Wo soll er da Lust und Freude zur Arbeit Schöpfen, wenn er sich nur für durchziehende, plündernde Soldaten abplagen muß und überdies in steter Gefahr für sein Leben, Haus und Hof schwebt? Viel ließen daher von dem vielen Elend geknickt, die Felder unbebaut und Not und Teuerung nehmen zu. (Diarium 1629 - 32 Archiv Ob. Langendorf)

 

1633.   Die erste Hälfte des Jahres brachte wieder Truppendurchzüge und Einquartierungen k. k. Regimenter verbunden mit Vorspanndiensten. In der Gemeinde Alt-Vogelseifen wollte schließlich niemand mehr Vorspanndienste leisten, es ist nichts Seltenes, daß der Fuhrmann ohne Pferde zurückkehrte. Die k. k. Reiter nahmen auch jedes taugliche Roß aus dem Stalle und ließen ihr mageres, abgemattetes Roß dafür zurück, oder sie ( raubten) die Pferde überhaupt. Die Eigentümer erlitten dadurch großen Schaden, da die Kriegsschäden damals vom Staate nur sehr gering vergütet wurden. (Diarium Arch. Langendorf 1633)

 

Die Pest forderte in Schlesien wieder viele Opfer.

 

1634.   Immer wieder gab es bis in den Sommer hinein Durchmärsche  und Einquartierungen kaiserlicher Truppen. Im Juli mußten auch Hafer, Heu und Stroh nach dem k. k. Magazin Freudenthal abgeliefert werden. Neue hohe Kriegssteuern wurden eingehoben.

 

1636.  Ein Auszug aus dem Herschaffst - Urbarium (Archiv Freudenthal) berichtet über die Gemeinde Alt-Vogelseifen folgend:

 

   Im Dorfe sind 45 Ansassen und diese leisten an Zins: 1 Thaler Robotgeld, 3 Groschen 6 Heller Wachtgeld, 3 Zinshühner und 10 Zinseier.

 

  Die anderen Abgaben sind verschieden, je nach Größe des Besitzes.

 

Die Ganz - Bauern ( 1 Hube ) zahlen: an Ackerzins 16 Groschen 10 Heller, an Hafergeld 12 Groschen und 8 Stück Zinseier zum Gründonnerstage.

 

Im Dorfe sind 8 Dreiviertel - Bauern und zahlen 12 Groschen 4 Heller Ackerzins, 9 Groschen Hafergeld und 6 Eier zum Gründonnerstage. Der Dreiviertel - Bauer Georg Wanke, welcher noch ein Zustück von 10 bis 12 Scheffel Aussaat und eine Wiese im „Sayfen” besitzt, zinkst jährlich 8 Thaler, ist aber sonst „aller Beschwerung” frei (Forstmeister Gut ). Den 11. Juni 1636  Hans Kloß  von Lichtewerden dieses „Freigut” vom damaligen Inhaber, dem Forstmeister Hans Zimmermann, mit allen Gerechtigkeiten und Befugnissen.  Dieser Käufer hat jedoch gleich anderen Freigütern den Aufzug zu geben und dann jährlich 8 Thaler an das herrschaftliche Rendtamt zu entrichten.

 

Die 20 ½ Bauern leisten jeder 8 Groschen 3 Heller Ackerzins, 6 Groschen Hafergeld und 6 Zinseier zum Gründonnerstage.

 

Die 6  ¼ Bauern leisten die Hälfte der Leistung der ½ Bauern.

 

Die Groß - Gärtner  (1/8 Hube) Zinsen: 4 Groschen Ackerzins, 8 Groschen Hafergeld und 6 Eier zum Gründonnerstage.

 

Im Dorfe sind 11 Gärtlerstellen. diese Zinsen 4 Groschen Gartenzins , 3 Groschen Hafergeld und 2 Eier zum Gründonnerstage. Seit dem Jahre 1612 sind auch  4 neue Gärtner eingeschrieben. die von Häusern und Gärten jährlich 24 Groschen Zins zahlen.

 

Bei dem Dorfe ist eine Kirche, nebst einem Pfarrhof, Schulhaus, Wiedemut und Kircheerbe, welches der Schulmeister zum Nutzgenusse  hat. Die Kirche, Pfarrhaus und Schulhaus samt deren Dienern sind der Jurisdiktion und Freiheit unterworfen, wie die Kirchenordnung zu Freudenthal ausweiset.

 

1637 - 1640.  Diese Jahre verliefen ruhig. Die Gemeinden das Herrschaftsgebietes Freudenthal konnten sich erholen. Die Verrechnungen beim Rendtamte in Freudenthal besagen: „Im Jahre 1637  wurde von den Ortsinsassen der Gemeinde Alt-Vogelseifen die schon seit langer Zeit rückständigen Jahrgulden und Zinse voll und ganz eingezahlt. Es ist auch beim hiesigen Rendtamte auch erklärt worden, daß die dortigen Bauern und Gärtlerstellen noch Gott Lob in ziemlich gutem Zustande sich befinden.”

 

1641 kommt wieder schwere Kriegszeit. Die Kriegführung nimmt,  da der schon sehr lange dauert, immer häßlichere Formen an bei der steigenden Verwilderung der rohen Soldateska. Schwer drückt auch die unterschiedlichen Kriegslasten: Ausrüstung von Rekruten, Transport - und Vorspannfuhren auf die Bewohner des Freudenthaler Gutsgebietes.

 

Und wieder gab es Durchmärsche von Fußvolk und Reitern verbunden mit der Mitnahme von Pferden. den Schluß der Durchzüge in diesem Jahre bildeten lange Proviantkolonnen am 15. August. (Diarium Ob. Langendorf 1642.)

 

1642 drangen die Schweden unter Torstenson bis Freudenthal vor. In der Gemeinde Alt-Vogelseifen wurden Nachtwachen aufgestellt, um das Dorf vor unvermuteten schwedischen Plünderungen zu schützen. Auf den Bergen der Umgebung wurden hohe Reisighaufen errichtet, um bei nächtlichem Herannahen des Feindes entzündet zu werden und die Ortsleute vor Überrumpelung und nächtlicher Plünderung zu schützen. Doch bis Oktober blieb die Gemeinde von Plünderung verschont; die Schweden zogen meist auf der Strecke Jägerndorf - Freudenthal nach Sternberg und Olmütz. Am 30. Oktober bekam das Dorf starke schwedische Einquartierung, den Obristen Georg Host mit den Königmarkschen Regimente. Am 31 Oktober zag das Regiment wieder ab, nachdem das Dorf  gründlich ausgeplündert worden war. Die Soldaten wollten auch einige Häuser anzünden; nur vieles Bitten und größere Geldspenden konnten die verrohten Söldner beschwichtigen.  Zum Glück war die Bevölkerung noch rechtzeitig von dem Kommen der gefürchteten Feinde verständigt worden und der Gemeindehirte Josef Kümmel   trieb noch rechtzeitig das Vieh aus dem ganzen Dorfe in die  nahen Waldungen; da waren die Herden vor Requirierungen sicher. Das Vieh blieb so lange in den Wäldern, bis die Schweden wieder von Freudenthal abzogen. (Diarium O. Langend.)

 

1643.  Dies war das schlimmste Kriegsjahr für unsere Gemeinde im ganzen dreißigjährigen Kriege. Am 11 Juni besetzte Torstenson abermals Freudenthal durch 6 Wochen. vom 15. Juni bis Oktober wurde unser Ort fortwährend von plündernden Schweden heimgesucht.  Die Ortsbewohner flohen im Oktober in die nahen Wälder; wo sie sich wochenlang aufhielten. Als sie wieder in die warmen Stuben zurückkehrten, starben viele an den erlittenen Unbilden: Hunger, Kälte und ausgestandenen Schrecken. Anfang Oktober zogen die Schweden von Freudenthal ab; eine kleine Abteilung blieb zurück und war im Schlosse einquartiert.

 

1644.    Die schwedische Besatzung in Freudenthal wird von kaiserlichen Truppen unter dem hoch - und deutschm. Statthalter Oswald von Lichtenstein  vertrieben und das Lichtenstein’sche Infanterieregiment besetzt die Stadt. Der Kommandant dieses Regimentes Oberst v. Zirnikau hoben ebenfalls hohe Kontributionen ein; ärgere hätten auch die Schweden nicht gefordert. Am 12. März bekam die Gemeinde wieder Einlagerung von kaiserlichen Truppen unter Hauptmann von Kalenberg. Diese kroatischen Soldaten ließen sich grobe Ausschreitungen zu schulden kommen, Brutalitäten und Mißhandlungen von Ortsleuten waren an der Tagesordnung. (Diarium Ob. Langendorf 1644.)

 

      Die Gemeinde sandte daher eine Bittschrift an den Statthalter des h. u. d. Ritterordens in Freudenthal. Diese Bittschrift lautet: (Original im Archiv Langendorf)

 

  „ Wir Untertanen der Gutsgemeinde Alt-Vogelseifen beschweren uns hiermit, wegen der übermäßig  vielen und gefährlichen Einquartierung der k. k. Soldaten vom Warasdin Regimente. Mit tiefbetrübtem und schwerem Gemüthe müssen wir ohnehin verarmte Leuthe nothgedrungen zu Ihnen Hochw. und gnädigsten Statthalter  unsere Zuflucht nehmen und Klagend vorbringen, wie unsere schwer  geprüfte Gemeinde von diesen disziplinlosen, rohen Kriegsvolke heimgesucht wird. Schlägereien, Raufereien sind an der Tagesordnung. Der Bewohnerschaft werden Kisten und Kasten gewaltsam aufgebrochen und alles ausgeplündert. Es wird auch der arme Witwen und Waisen nicht geschont, deren Heulen und Wehklagen einen Stein erbarmen möchte. Derwegen bitten wir recht untertänigst in tiefster Demuth flehend, Euer Gnaden wollen als Beschützer der Armen, Witwen und Waisen auch allergnädigst  dahin bedacht sein hier Mittel und Wege zu finden, wie wir schwer geprüften Einwohner unseres Dorfes vor solch übermäßigen Belag fremder Kriegsvölker, aller Sprachen und  Nationen, wenigstens Theilweise verschont blieben. Wir haben durch fortwährende Contributionen und Naturallieferungen schon soviel abgegeben, daß wir mehrstentheils das liebe Brot selbst nicht mehr im Hause haben und großen Hunger leiden müssen. Eure Hochw. und Gnaden möchten für uns Fürsprache einlegen und wir wollen für diese gnädige Gewährung uns stets sehr dankbar erweisen und für Eure Gnaden um lang andauernde Gesundheit und noch vieljährige, glückselige Regierung zu Gott dem Herrn recht inständig beten. Wir bitten daher nochmals in tiefster Verehrung um ihren väterlichen Schutz.

 

             Alt-Vogelseifen, den 4. Juli 1644        Johann Klos, Erbrichter

 

                                                        Franz Fitz  und  Josef Thiel, Geschworene

 

                       „ Und alle in der Gemein - Groß und Klein”

 

Am 29. und 30. August zogen mehrere Dragonereskadronen unter  Meckel durch das Dorf; es mußten 12 Vorspannwagen bis nach Braunseifen beigestellt werden. Im November quartierten sich eine Abteilung eines ungarischen Regimentes ein und blieben 8 Tage; vom 2. - 4. Dezember lag eine Kompanie Musquetiere vom Lichtensteinregimente im Orte und forderte Kontributionen ein.

 

1645.   Die Gemeinde muß 15 Schanzarbeiter nach Freudenthal senden, im Juli werden 20 Mann verlangt. Im Schlosse zu Freudenthal lagert Hauptmann Stößel mit 2 Kompanien vom Deutschmeisterregimente. Er hebt in den Gutsgemeinden sehr hohe Kontributionen ein, da stärkere schwedische Abteilungen Freudenthal wieder einschließen; doch die Besatzung wehrt sich diesmal tapfer und die Schweden ziehen am 29. April wieder ins Lager nach Eulenberg zurück. Die Sommermonate verliefen etwas ruhiger, nur von Römerstadt und Eulenberg kamen zeitweise schwedische Abteilungen und requirierten Lebensmittel für die Mannschaft, sowie Hafer und Heu für die Pferde. Auch wurden Pferde gestohlen und endlich kam es so weit, daß die Proviantlieferungen nach Freudenthal  nur mit „Radscheiben” bewerkstelligt wurden; viele trugen Getreide und Lebensmittel auf dem Rücken dorthin. (Diarium 1646 - Arch. Freudenthal)

 

1646. Die Schweden ziehen langsam über Sternberg - Hof - Troppau - nach Breslau zurück. Auf der alten Heerstraße Braunseifen - Vogelseifen - Engelsberg marschieren nur kleiner Abteilungen, denen Vorspann bis Neiße geleistet werden muß. Viele kamen ohne Pferde wieder, da sie requiriert worden waren. Die Eigentümer erhielten vom Staate 3 Thaler;; dafür war natürlich kein Pferd zu haben.

 

1647. Dem Erbrichter Heinrich Schmied werden die Privilegien vom Gutsherrn Erzherzog  Leopold Wilhelm, Hoch und Deutschmeister, erneuert und erweitert. Wegen seines verantwortungsvollen Amtes wurde der Erbrichter am 3. Juli vom H.u.D.Statthalter Osw. v. Lichtenstein neuerdings beeidigt. Gleichzeitig wurde den Untertanen in Alt-Vogelseifen anbefohlen, dem Erbrichter zu gehorchen und ihm bei „jetziger schwerer Arbeit an die Hand zu gehen.” (Tagebuch 1644 - Ob. Langendorf)

 

 

 

1648.  In diesem Jahr wurden in Alt-Vogelseifen viele Käufe abgeschlossen. Es mußten über amtlichen Befehl in der Gemeinde ein Gemainbuch angelegt werden, in dem alle Eigentumsveränderungen sowie Verträge und Streitigkeiten eingetragen wurden. Die Bezahlung bei Käufen geschah meist durch ein Angeld und die Jahrgulden (Nachzahlungen); sie wurden gewöhnlich auf 20 bis 25  Jahre verteilt: Nach Bezahlung des letzten Jahrguldens erfolgte der „Freispruch.”

 

   In den damaligen Kaufakten liest man oft den amtlichen Ausdruck: „N. N . hat noch 20 Thaler auf dem Kerbholz.” Dies sei folgend erklärt. Bei diesen Käufen kam es oft vor, daß der Käufer weder lesen noch schreiben konnte. Der geschriebene Kaufvertrag wurde in der Gemeindelade hinterlegt und der des Lesens unkundige Käufer erhielt vom Gutsamte nach Abschluß des Kaufvertrages ein längliches Brettchen ausgehändigt, „das Kerbholz”. Darin waren so viele Einschnitte „Kerbe” gemacht, als noch Kaufthaler zu bezahlen waren. Dieses „Kerbholz” wurde auch in der Gemeindelade verwahrt. Bei jeden Gerichtstag in der Gemeinde (Jahresgeding) wurden soviel Kerben abgeschnitten, als der Schuldner Thaler bezahlte. Hatte er alles abgezahlt, verbrannte man das Brettchen und der Besitzer des nun schuldenfreien Anwesens bekam gutsamtlich ein „grünes Reis „ ausgehändigt, das er oberhalb des Hoftores aufstecken durfte. Zum Käufer aber, die mit dem Abzahlen der Jahrgulden säumig waren kamen beim Gutsamte in Freudenthal in einen „üblen” Ruf, weil sie auf „ keinen grünen Zweig” kamen.

 

 

 

1648.   Die lange Kriegszeit hatte nicht bloß den Wohlstand des Gutsgebietes Freudenthal sehr untergraben sondern auch auf das Gemütsleben der Bewohner sehr ungünstig eingewirkt. Der Bildungsgrad der Bevölkerung sank, überall riß Verrohung der Sitten ein und eine bedenkliche Erschütterung des Rechtsbewußtseins tritt zu Tage.

 

Eine Notiz in einem alten Gerichtsbuche (Archiv Freudenthal) besagt:

 

„Die fortwährenden Gewalttaten der in Freudenthal, Eulenburg und Jägerndorf lagernden Soldaten verleiten auch manchen braven Untertan zu Raub und Diebstahl. Auf der Straße Braunseifen - Vogelseifen - Engelsberg herrscht  solche Unsicherheit, daß fast kein ehrlicher Mensch reisen kann, denn er muß sich fürchten, eine Beute der Wegelagerer zu werden. Besonders in den Hüttenwerken bei Klein - Mohrau wohnt kein rechtschaffener Mensch; Dort sind lauter verwegene, rohe Leute, Welche die Straße bei Alt-Vogelseifen - Engelsberg direkt unsicher machen. Unweit des Ortsausganges Alt-Vogelseifen - Engelsberg  wurde sogar auf die Post - Couriere   geschossen und ein Raubanfall vorbereitet, der aber mißlang. Dem Georg Englisch aus Wildgrub wurde zwischen Alt-Vogelseifen und Engelsberg ein Pferd weggenommen und er erlitt einen Schaden von 8 Thalern. Von Freudenthal  aus wurden 50 bewaffnete Bürger nach Engelsberg kommandiert, welche die Wälder durchstreifen mußten.

 

Am 28. März wurde der dreißigjährige Krieg durch den Friedensschluß zu Münster  - Osnabrück beendet.

 

 

 

1650.  Ein Bericht aus diesem Jahre besagt: (Archiv Ob. Langendorf)

 

„Groß ist in diesem Jahre die Not in allen Dörfern und Städten des Freudenthaler Gutsgebietes, am meisten haben aber die Ortschaften gelitten, die an der Straße liegen. Auf den Bauernhöfen sieht es sehr traurig aus. Auf den Feldern wächst nur Unkraut, da die meisten Bauern mangels der Bespannung die Felder nicht beackern können. Auf den Feldern wächst nur Unkraut, weil der Getreidesamen im Frühjahre und Herbste auf die Stoppelfelder gestreut werden mußte, die nicht aufgackert werden konnten. Meist haben nur 5 - 6  Bauern zusammen ein Pferd und das ist noch mager und abgemattet. Wagen und Ackergeräte müssen auch von mehreren gemeinschaftlich benützt werden. Auch mit der Kleidung sind die Leute sehr schlecht bestellt; in den meisten Familien gibt es nur ein Paar Stiefel oder Schuhe und diese müssen abwechselnd von den Familienmitgliedern getragen werden. Alle anderen mußten zur rauhen Winterszeit rohe Leinwandhadern sich um die Beine packen und mit Schnuren um die Füße festbinden.

 

 

 

1652. In diesen Jahren sind alle Bewohner des Gutes Freudenthal so verarmt, daß die Herrschaft Nachlaß der Abgaben gewähren mußte. Die Grundbücher weisen aus, daß in den Gemeinden an den Straßen Sternberg - Neiße und Freudenthal - Jägerndorf die Anwesen derart verschuldet sind, daß die Gutsherrschaft mit reichlichen Geldmitteln helfend eingreifen muß; die Bauern und Gärtler hätten ihre Besitze sonst nicht behaupten können. In unserem Orte stehen mehrere Häuser wüst, deren Besitzer an ansteckenden Krankheiten verstorben sind. Es kostete die Gutsherrschaft viel Mühe, neue Käufer zu finden, welche diese  wüsten Häuser für die darauf haftenden Schulden übernehmen. (Nach einem Bericht aus dem  Archiv Ob. Langendorf )

 

 

 

1653.   Um die große Not und Arbeitslosigkeit einigermaßen zu lindern, ließ der H. u. D. Statthalter Joh. Kasp. v. Amringen unter der umsichtigen Leitung des Hauskompturs Joh. Freih. v. Knörring das Schloß in Freudenthal umbauen und renovieren; er errichtete auch ein Bräuhaus, eine Branntweinbrennerei und ließ die Meierhöfe in Freudenthal und Altstadt neu aufbauen. Die Robotuntertanen der Gutsgemeinden mußten Fuhren leisten, Handwerker und Handlanger stellen und erhielten dafür eine kleine Vergütung.

 

 

 

1654. Ein Bericht aus diesem Jahre besagt: (Arch. Freudenthal - Rechtsbuch 1653 - 54)

 

„ Im ganzen Freudenthaler Gutsgebiete sinkt infolge Noth und Entbehrung die Bevölkerung immer tiefer in sittliche  Verkommenheit. Dies ist wieder der beste Nährboden für alle möglichen Aberglauben, Zauberei, Vampyrunwesen und alle möglichen Hexereien, wodurch viel Schaden bei Mensch und Vieh angerichtet werden. Ganze verlotterte Gesellschaften schließen sich zusammen und führen ein flottes Leben in Fressen, Saufen, wüsten Tänzen zur Nachtzeit mit gröblicher Unzucht verbunden. Diese nächtlichen Zusammenkünfte finden am Peterstein statt, hoch oben im Altvatergebirge, um vor Störungen sicher zu sein. Der Leiter dieser Zusammenkünfte ist der Dechant Lautner aus Schönberg, früher Pfarrer in Nieder - Mohrau; deshalb nehmen viele Personen aus Ober und Nieder - Mohrau, Wildgrub, Alt und Neu - Vogelseifen und Klein Mohrau an diesen Zusammenkünften teil und es mußte das Straf - Verfahren gegen sie eingeleitet werden, um Mensch und Vieh vor Unheil zu schützen.

 

 

 

1655. Am 10. Juni wurde die hiesige Pfarrkirche zu Ehren des hl.  Johannes des Täufers konsekriert.

 

 

 

1656. Der H. u. D. Statthalter Kasp. - v. Ampringen erläßt strenge kirchliche Verordnungen; das Luthertum wird mit Militärgewalt ausgerottet. Der Jesuitenmissionar  P: Angelus und der Dominikaner P. Hartungh kamen damals auch nach Vogelseifen und hielten in der Kirche Gottesdienst. Die Bewohner wurden gezwungen, zur Beichte und Kommunion zu gehen. Viele Einwohner traten nur Äußerlich zum katholischen Glauben über, innerlich blieben sie dem Protestantismus treu, besuchten in den Wäldern die evangelischen „Busch Predigern,” ließen sich evangelisch trauen und ihre Kinder evangelisch taufen. Die Bewohner mieden größtenteils den Verkehr mit der katholischen Geistlichkeit; erst bis die Generation, welche den 30jährigen Krieg miterlebte hat, ins Grab sinken wird, kann der Katholizismus in der Gemeinde Alt-Vogelseifen seinen Einzug halten. (Nach einen Bericht im Archiv Freudenthal)

 

 

 

1657. Am 25. Juni fand ein amtlicher Grenzgang in unserer Gemeinde statt;

 

Äcker und Wiesen wurden von eine r amtlichen Kommission begangen, die Grenzsteine auf ihren richtigen Stand geprüft, wo notwendig, neue Grenzsteine und Grenzbäume gesetzt.

 

 

 

1664.  Wie im ganzen Gutsbezirk Freudenthal so wurde in diesem Jahre auch in der Gemeinde Alt-Vogelseifen auf amtlichen Befahl das „Wetterläuten” eingeführt. Ein bezüglicher Bericht lautet: (Archiv Ob. Langendorf)

 

  „ Anno Domini 1664 den 18. Junius ist auch in der Gemeinde Alt-Vogelseifen mit dem Glöckner  Franz Kimmel ein Vertrag abgeschlossen worden und vom Hochw. H. u, d. Statthalter Johannes Rau v. Holzhausen  auch bestätigt worden. Der Glöckner wird verpflichtet, daß, sobald ein „böses” Gewitter aufzieht, er sofort dem Kirchturm zulaufen muß und dort Fleiß anwenden beim Läuten, damit durch Gottes Allmacht und frommer Christen Gebet das Unwetter dann gnädiglich  abzöge ohne Schaden zu nehmen. Der Glöckner erhält für dieses Wetterläuten von den Gemeinden Alt - und Neu Vogelseifen in Summa jährlich 3 Gulden.”

 

 

 

1664.  war ein sehr strenger und langer Winter, es erfroren viele Leute. Im Mai gab es noch Schlittenbahn bei tiefem Schnee.

 

 

 

1671.  Die Städte Freudenthal, Engelsberg und Würbenthal begannen das Goldbergwerk bei Dürrseifen wieder zu betreiben. Der Betrieb währte bis 1742

 

 

 

1674.  In diesem Jahr ist nach amtlichen Berichten eine sehr gute Ernte zu verzeichnen, die Preise für Lebensmittel sinken  bedeutend. Auf dem Wochenmarkte in Freudenthal kostete damals der Scheffel Hafer (= 2 Metzen) 50 Kreuzer. Der Scheffel Korn 56, Weizen 60 Kreuzer, ein Kloben Flachs brachte 15 und eine Klafter Brennholz nur 45 Kreuzer. (Stadtarchiv Freudenthal)

 

 

 

1679 - 80. Brach im Gutsgebiete Freudenthal die Pest aus; es starben viele hundert Personen an dieser Krankheit. Erst im Mai erlosch diese gefährliche Seuche. Der Sommer war heiß  und trocken, die meisten Quellen und Bäche versiegten.

 

 

 

1682.  Sonntag den 12. Mai tobte ein furchtbarer Sturm, (Archiv Freudenthal) der an Häusern und Wäldern schwerer Schaden anrichtete. Das Schindeldach unserer Kirche wurde arg mitgenommen; durch freiwillige Spenden konnte der schaden wieder behoben werden.

 

    Der Türkengefahr wegen mußten sich auf amtlichen Befehl alle wehrfähigen Männer der Gutsgemeinden am 23. Oktober im Schlosse zu Freudenthal melden. Sie wurden durch 8 Tage im Waffengebrauch geübt, um im Notfalle von der Waffe Gebrauch machen zu können. Jede Tanzmusik und lärmende Unterhaltung wurde verboten; die Leute wurden zum fleißigen Kirchenbesuche ermahnt, um durch Gebet die schwere Kriegsgefahr abzuwenden.

 

 

 

1694.  In diesem Jahre war eine völlige Mißernte und große Teuerung. Wie schon früher, waren auch jetzt wieder Kleiensuppe und Kleienbrot mit gemahlener Fichtenrinde vermischt die Hauptnahrung der ärmeren Leute.

 

 

 

1702. Hexenglauben und Vampyrunwesen treten im Gutsgebiete wieder auf. In altes Buch berichtet: (Rechtsbuch 18 Archiv Ob. Langendorf)

 

     Im Jahre 1702 wurde Sabina Siebel auf dem Ortfriedhof in Alt-Vogelseifen zur Ruhe bestattet. Der Sarg war so schwer, daß die Tote eine Tochter des Müllers Johannes Siebel, kaum zu tragen war, obwohl die stärksten Männer des Ortes als Träger fungierten. Sabina  fand im Grabe keine Ruhe, belästigte Menschen und Vieh, so daß ihre Verwandten baten, man möge sie wieder ausgraben und verbrennen lassen. Auf Befehl der Gutsobrigkeit wurde sodann Sabina Siebel ausgegraben und vom Scharfrichter an der Wildgruber - Altstädter - Vogelseifer Grenze in ein Loch geworfen, worin ungelöschter Kalk war, der dann mit Wasser übergossen wurde, um den „angespeckten” Körper zu vernichten. die Kosten der Enterdigung und Wiederbestattung betrugen  19 Thaler.

 

 

 

1703.   Die Lebensmittel waren infolge der guten Ernten in den Jahren 1700 bis 1703 sehr billig 1 Pfund Rindfleisch kostete 4 Kreuzer, Schweinefleisch 6 Kreuzer; ein Laib Brot 6 Pfund kostete nur 15 Kreuzer.

 

 

 

1705.  wurden in ganz Schlesien gleichmäßige Maße und Gewichte eingeführt.

 

 

 

1706.  am 12 August war eine totale Sonnenfinsternis. Dabei wurde es am Mittag so finster, daß man am Tage Licht anzünden mußte und die Sterne am Himmel leuchten sah.

 

 

 

1709   war ein sehr kalter Winter; er dauerte 136 Tage und wurde der „eisige” Winter genannt.

 

 

 

1710.   Die Pest tritt wieder in Freudenthal und Umgebung auf. In Freudenthal, Ober- und

Nieder - Wildgrub, Altstadt, Alt und Neuvogelseifen sowie Spillendorf, die an der Straße lagen, starb damals mehr als die Hälfte der Einwohnerschaft, darunter alle Geistlichen. Die „Pestsäule” in Freudenthal erinnert an diese schwere Zeit.

 

 

 

1712.  Am 4. Juli wurden die Felder bei Wildgrub, Altstadt und Vogelseifen von einem furchtbaren Hagelwetter verwüstet und große Teuerung trat ein.

 

 

 

1713. Auch diese Jahr war ein arges Mißjahr.Bis in den Monat Juni stand das Getreide sehr üppig; doch am 28. Juni ließen sich massenhafte Heuschrecken schwärme nieder und fraßen die Felder ganz kahl. (Tagebuch Archiv Ob. Langendorf)

 

 

 

1720. In diesem Jahre herrschte in den Monaten Jänner bis März eine ungeheure Kälte; der Schnee lag in unserer Gegend klafterhoch. Noch am Ostersonntag (14. April) fuhren die Bauern mit dem Schlitten in die Kirche. Die Frühjahrs - und Sommerwitterung war sehr günstig, die Ernte war gut, die Lebensmittel sehr billig. Es fanden große Rekrutenaushebungen statt.

 

 

 

1722.  wurden die ersten Erdäpfel in Spachendorf angebaut.

 

 

 

1723. In diesem Jahre brachte der andauernde Krieg für die Gemeinden des Gutsamtes Freudenthal große Militärdurchmärsche und Einquartierungen. Da unsere Gemeinde an der Hauptstraße nach Breslau lag, hatte sie wieder schwer unter den Contributionen zu leiden, welche die vielen einquartierten Soldaten der Gemeinde auferlegten.

 

    Wie ein Notschrei klingt die Bittschrift der Gemeinde an den H. u. D.  Statthalter Wilhelm v. Harstall. (7. August)   

 

       „Wir Untertanen der Gemeinde Alt-Vogelseifen sind allbereits in dem dritten Monat mit fast unerträglichen, hohen Einquartierungen und Contributionen überladen, daß wir dies hinfüro kaum länger erdulden können. Es will auch noch keine Hoffnung aufkommen, daß wir von diesen schweren Lasten in Bälde befreit würden. Wenn uns ganz verarmten Leuten noch längere Zeit diese Einquartierungen und Contributionen sollten aufgebürdet werden, so möchte dies die Einwohnerschaft an den Bettelstab bringen. Also gelangt hiermit an Eure Hochw. unsere untertänigstes Bitten uns hilfreich beizustehen, daß wir von solch übermäßigem Belag fremder Völker hinfüro mehr verschont blieben.

 

                   In tiefster Ehrfurcht zeichnen

 

                            1. u. 2. Geschworenen                 Martin Theuer, Erbrichter

 

                                      Und alle Untertanen der Gemeinde.

 

 

 

1731.   In diesem Jahre wurden große Kriegszahlungen abverlangt. Im Gutsgebiete Freudenthal wurde die Kaminsteuer neu eingeführt. Dies war eine hohe Haussteuer, die gebraucht wurde, da die Kriege Riesensummen verschlangen. Die Bewohner der Dorfgemeinden wollten anfangs diese hohe Steuer nicht entrichten und das Rentamt in Freudenthal mußte mit den schärfsten Mitteln vorgehen und Exekutionen einleiten, um die Dorfbewohner zum zahlen gefügig zu machen.

 

 

 

1733 - 34.  Russische Hilfstruppen ziehen durch Alt-Vogelseifen und es muß ihnen Vorspann geleistet werden, 1734 selten späte Ostern: 25. April.

 

 

 

1736.  war ein sehr nasses Jahr; alles verfaulte auf den Felder.

 

 

 

1737.  Dieses Jahr brachte eine völlige Mißernte und als deren Folge einen riesige Teuerung. Wieder einmal waren Kleienbrot und Kleiensuppen die Hauptnahrung der ärmeren Bevölkerung. Als Folge von Truppendurchzügen  (Reg - Warasdin) traten in der Umgebung Freudenthals  epidemische Krankheiten auf, denen viele Hunderte zum Opfer fielen. (Archiv Ob. Langendorf 1730 - 37)

 

 

 

1741 - 45. Diese Jahre bringen unserer Gemeinde zahlreiche Durchzüge preußischer Truppen in den schlesischen Kriegen und Einquartierungen.

 

 

 

1748.  IN DIESEM Jahre fällt die Einführung der Konventionsmünze. Im Herbste traten in Schlesien große Heuschreckenschwärme auf; sie fraßen Felder und Gärten kahl.

 

 

 

1757.  Dies war wieder ein Kriegsjahr mit preußischer Einquartierung und Brandschatzungen des siebenjährigen Krieges.

 

 

 

1758    Durchmärsche und Kriegslasten ohne Ende. Unsere Gemeinde hatte schon im Jänner schwer unter Einquartierungen zu leiden, Futtermittel mußten in K. u. k. Magazin nach Freudenthal geliefert werden. Da man in diesem Jahre  stark Rekrutierte und Pferde - Assentierungen abhielt, waren die Bauern aus den Gutsdörfern der Umgebung sehr besorgt um ihre Pferde; sie führten darum die Lieferungen mit der „Radscheibe” nach Freudenthal.

 

      Am 2. Jänner quartierten sich polnische Ulanen ein, am 26. zog ein ungarisches Husarenregiment durch das Dorf, vom 27. - 28. das Deutschmeisterregimente. Allen diesen Truppen mußte Vorspann beigestellt werden, Lebensmittel geliefert. Heu, Hafer und Stroh wurde requiriert in einer Weise, daß es einer feindlichen Plünderung ähnlich sah.  Im März zog das Warasdin - Grenzerregiment. durch unser Dorf, im April Württemberg - Dragoner, Anfangs Mai bayrische Hilfstruppen. Am 1. Mai stand die preußische Hauptmacht in Troppau, schon am 4. Mai wurde Olmütz belagert. Nun begann für die Orte an der Hauptstraße nach Olmütz eine leidenvolle Zeit. Große Kontributionen  wurden von den durchziehenden preußischen Truppen eingehoben mit rücksichtsloser Härte und militärischer Gewalt. Die preußischen Nachschübe gingen meist über Neiße - Engelsberg - Alt-Vogelseifen - nach Sternberg und Olmütz.

 

   Nach dem Überfalle General Laudons auf die preußische Wagenkolonne bei Domstadtl gab Friedrich der II. die Belagerung von Olmütz auf und zog nach Böhmen. Die Bevölkerung Schlesiens atmete erleichtert auf, denn die Truppendurchzüge und Einquartierungen ließen jetzt nach.

 

   Während lange andauernde Kriegszeiten immer große Teuerung im Gefolge hat, zeigte das Jahr.

 

 

 

1759.  ganz wider Erwarten eine günstige Ernte und eine Verbilligung der Lebensmittel. Es kostete: 1 Pfund Rindfleisch 4 Kreuzer Schweinefleisch 5 Kreuzer und ein Brot  6 Pfund schwer nur 15 Kreuzer. Tagebuch Ob. Langendorf.)

 

 

 

1760.  Der Krieg zog sich wieder nach Preußisch - Schlesien. Die Gutsgemeinden Freudenthals mußten viele Transport - Vorspannfuhren nach Jägerndorf, Neiße, Glatz bis Habelschwerdt leisten, die Fuhrleute blieben oft 3 Wochen lang aus; Anbau - und Erntearbeiten mußten vernachlässigt werden.

 

 

 

1765.  In diesem Jahre gab das Gutamt Freudenthal neue Robotverordnungen heraus. Eine solche Robotverordnung lautet.

 

   Die robotpflichtigen Untertanen müssen zur Frühjahrs - Sommer - und Herbstzeit die Ackerarbeiten auf den gutsherrlichen Meierhöfen zu Altstadt und Freudenthal mitverrichten helfen, zur Winterzeit Getreide ausdreschen und das Getreide dann in die Speicher und Bräuhäuser führen.  Beim dreschen bekommen die robotpflichtigen Untertanen „ den 16. Scheffel in Korn” als Ordinari Drescherlohn. Bei Schloßbauten, Meierhofbauten und Reparaturen an herrschaftlichen Gebäuden müssen die angeforderten Roboter auch Handwerkerdienste, wie Maurer, Zimmerer und Handlangerarbeiten verrichten, die geschlagenen Klötzer aus den h. u. d. Revieren in die herrschaftlichen Sägen zu führen und erhalten dann Fuhrlohn pro Tag für 2 Pferde 1 Gulden 20 Kreuzer. Auch das Deputatholz für die Beamten müssen die Roboter schlagen und führen; Schlagerlohn pro Klafter 7 Kreuzer - Fuhrlohn  6 Kreuzer pro Klafter. Bei Jagden müssen alle angeforderten Roboter als Treiber erscheinen, wo und wann sie gebraucht werden. Auch die Weiber der Robotpflichtigen müssen im Schloßgarten zu Freudenthal die Gartenarbeiten verrichten helfen und pünktlich erscheinen, wo sie gebraucht werden.

 

             Schloß Freudenthal, am 3. Aprilis 1765.

 

                              L. S. Fr. F. v  Wildenstein,  Statthalter.

 

 

 

1768.   Anhaltende Regengüsse und Wolkenbrüche in ganz Schlesien.

 

 

 

1770.   Wie im ganzen Gutsgebiete so wurde auch in unserem Dorfe die Häusernummerierung durchgeführt. Ferner wurde für das Gutsgebiet eine neue Mappe und Parzellenbuch angelegt. Da hierin alle Grundstücke nach Lage und Größe verzeichnet waren,  hörten die uralten amtlichen Grenzgänge von nun an auf.

 

 

 

1771 - 72.  Ganz Schlesien wurde in diesen Jahren von großer Teuerung, von Hungersnot und ansteckenden Krankheiten heimgesucht.

 

 

 

1775.  Die Ernte war in diesem Jahre sehr gut, die Lebensmittelpreise niedrig. Man zahlte für ein Brot, 6 Pfund schwer, aus gutem Roggenmehl, 15 Kreuzer, für 1 Pfund Rindfleisch 4 Kreuzer, für eine Maß Bier 3 Kreuzer für eine Maß abgeführt werden.

 

Die Teuerung nimmt zu; im Dezember kostete ein Scheffel Weizen schon 50 Gulden, ein Scheffel Korn 40 Gulden.

 

 

 

1808.  Wie im ganzen Reiche wurde im Oktober auch im Gutsgebiete Freudenthal die neue Heeresordnung  eingeführt: Die Errichtung der Landwehr und der Reserve. In Freudenthal wurden 2 Kompanien zu je 4 Zügen aufgestellt. Die Gemeinde Alt - und Neu - Vogelseifen gehörten zum Engelsberger Zug und mußten 2/3 der Ausrüstungskosten für die aus den Gemeinden Rekrutierten zahlen. (Tagebuch Freudenthal)

 

 

 

1809. Am 1. März rückte diese Mannschaft von Freudenthal nach Troppau ab.

 

 

 

1810. Da sich großer Geldmangel fühlbar machte, wurde durch ein kais. Patent vom 15. Jänner die Einziehung aller Gold - und Silbergeräte angeordnet

 

1811. Die Bankozettel sanken immer mehr im Werte und endlich wurde ihr Wert auf ein Fünftel des Nennwertes durch das kais. Finanzpatent vom 20. Februar herabgesetzt. das war der Staatsbankrott.

 

Am 23. April wurde der Grundstein zu der Pfarrkirche gelegt.

 

 

 

1812.  In diesem Jahre wird von riesiger Teuerung erzählt. Im Jänner kostete je ein Metzen Weizen 50 Gulden, Gerste 32 Gulden, Hafer 20 Gulden, 1 Zentner Heu 25 Gulden, 1 Pfund Butter 3 Gulden, 1 Pfund Fleisch 50 - 80 Kreuzer.

 

     Am 11. Oktober wurde die neuerbaute Pfarrkirche eingeweiht.

 

 

 

1817.   war abermals eine arge Teuerung. Der zu jener Zeit hier wohnende Häusler August Schindler Nr. 49 schreibt, daß „ eine Not war unter Mensch und Vieh, kein Arbeit und kein Handlung ging”.   Im März kostete das Viertel Korn 16 Gulden, Gerste 12 Gulden, der Scheffel Haber 20 Gulden, das Masel Weizenmehl 1 Gulden 20 Kronen. Die Ernte war aber gut. der Preis für das Viertel Korn sank auf 5 Gulden, Gerste auf 4 Gulden, 1 Masel Weizenmehl kostete nur 32 Kreuzer. A. Sch. klagt über hohe Steuern.

 

 

 

1822. Am 25. November wurde unser Dorf von einer verheerenden Feuersbrunst heimgesucht. Zu dieser Zeit war noch schönes Herbstwetter und viele Bewohner waren mit Feldarbeit beschäftigt. Gerade an diesem Tage herrschte in der ganzen Umgebung ein heftiger Sturm.

 

   Gegen ½ 1 Uhr nachmittags brach im Hause Nr. 4 aus unbekannter Ursache ein Brand aus. Der Sturm übertrug brennende Holzstücke und Stroh auf die Nachbarhäuser. In kurzer Zeit standen die Gehöfte Nr. 3 und 2,  die Erbrichterei und die Pfarrkirche in hellen flammen. der ganze Dachstuhl der Kirche brannte ab und die Glocken schmolzen von der ungeheuren Hitze. Obwohl Leute aus der Gemeinde und aus der Umgebung rasch zur Hilfe herbeieilten, vermochten sie nur das Vieh und wenige Einrichtungsgegenstände zu retten. Da zu jener zeit die meisten Gebäude aus Holz errichtet  und nur mit Schindeln, meist jedoch mit Stroh gedeckt waren, verbreitete sich das Feuer mit rasender Schnelligkeit. Während die Bewohner des Niederdorfes zu Hilfe eilten, hatten brennende Holz - und Strohreste ihre eigenen Häuser in Brand gesteckt und die auf Rettung anderer bedachten Personen fanden ihr Heim und alle ihre Habe in hellen Flammen. Durch diese Feuersbrunst wurden die Häuser Nr. 4, 3, 2, 1, die Kirche, 83, 100, (auf dem Niedererb stehend) 81, 80, 78, 77, 76, 75,  das Brechhaus von Nr. 73, zuletzt erst die Pfarrscheuer, 88, 87, 39, 40, 41, 42  und 97 eingeäschert.

 

       Im Orte gab es damals noch keine Feuerwehr und keine Feuerspritze. Aus Engelsberg, Dürrseifen und Freudenthal eilten Bewohner mit ihren Feuerspritzen zu Hilfe, doch vermochten sie des Sturmes und Wassermangels halber nur wenig auszurichten.

 

     Namenloses Unglück war über die hiesigen Bewohner hereingebrochen; denn außer den Gebäuden war auch die Ernte an Getreide und Futtermitteln verbrannt, Kleider und Einrichtungsstücke vernichtet - und zu jener Zeit bestand noch keine Versicherungsanstalten. Die Unglücklichen waren auf die Hilfe edler Menschen angewiesen.

 

   Durch eine unparteiische Kommission wurde der verursachte Schaden untersucht und mit 96.663 Gulden aufgenommen.

 

     Damals haben die Bewohner unseres Dorfes gelobt, zur Erinnerung an dieses Unglück den Montag vor dem ersten Adventsonntage wie einen Feiertag für immerwährende Zeiten zu heiligen.

 

 

 

1829  war ein ungünstiges Erntejahr. Durch die anhaltenden Regengüsse verzögert, konnte der Anbau erst im Juni beendet werden. Der Hafer wurde nicht mehr reif, da am 12. Oktober fester Winter eintrat und der Schnee 3 Fuß hoch liegen blieb. die meisten Erdäpfel, Kraut und Rüben verblieben auf den Feldern.

 

 

 

1845 - 46 - 47  waren drei böse Mißjahre mit großer Teuerung und Not. Das Betteln wurde zur Landplage und ganze Scharen hungriger Bettler zogen auf der Landstraße und belästigten jedes Haus.

 

     Im Jahre 1847 brannten die Häuser Nr. 83 und 100  des Johann Jahn und Theodor Frank  nieder.

 

 

 

1848.   Über Antrag Hans Kudlichs wurde die Robot aufgehoben. Auch hier wurde eine National - Garde gebildet; sie hatte aber keine lange Dauer.

 

 

 

1850   Das Herrschaftsamt Freudenthal wird aufgelassen, dagegen am 1. Juli eine k. u. k. Bezirkshauptmannschaft, ein Bezirksgericht und ein Steueramt errichtet.

 

      Nach dem neuen Gesetze wurde im Juli das erste Mal ein Gemeindevorsteher, 2 Räte  und 9 Ausschußmitglieder gewählt. Der Erste gewählte Vorsteher war Franz Kneifel.

 

 

 

1851.   am 25. August ging ein Wolkenbruch verbunden mit Gagelschlag im Gemeindegebiet nieder und verursachte eine Überschwemmung. Bei der Straßenbrücke wurde ein Haus von den Fluten mitgerissen, das zerschlagene Getreide mußte zusammengerecht werden. (Mitgeteilt von Frl. Anna Grabner.)

 

 

 

1855.   Die Fruhjahrsmonate waren schön. In der Kornblüte traten jedoch noch starke Schneefälle ein, sodaß von dem Schneemassen die Blüte abgestreift wurde, das Korn schüttete keine Körner.

 

 

 

1858.  Bis zum 5. Juli ging kein Regen nieder, es trat großer Wassermangel ein, die Quellen versiegten, die Bäche vertrockneten. Der Zentner Heu kostete 6 Gulden und eine Kuh, die im Frühjahre 70 Gulden wert war, mußte im November um 25 Gulden verkauft werden.

 

 

 

1866.  In dem Kriege kamen nur kleine preußische Streifscharen in unser Dorf. In diesem Jahre brannte das Haus Nr. 93 des Ferdinand Schaffer  nieder.

 

 

 

1870.   Um dieses Jahr kamen die ersten Petroleumlampen in unsere Gemeinde in Gebrauch. Die jetzt 85 jährige  Amalie Grabner erzählte, daß es um das Jahr 1860 noch keine Petroleumlampen in unserem Dorfe gab, in Bauernhäusern wurde mit Kienspänen, sonst mit Öllämpchen geleuchtet.

 

 

 

1871 - 74.  Während dieser Jahre wurde die Eisenbahnstrecke Olmütz - Freudenthal - Jägerndorf erbaut. Im Dorfe Erkrankungen an echten Blattern.

 

 

 

1875.  In Alt-Vogelseifen wurde eine Postexpedition errichtet; sie wurde von dem Kaufmanne und Gemeindeschriftführer Alois Grabner  versehen.

 

Seine Tochter, die bereits erwähnte Amalia Grabner , erzählte, daß die Postsendungen vorher von einer Botin zweimal wöchentlich aus Freudenthal geholt und ausgetragen wurde. Später brachte der Mohrauer Postwagen die Postsendungen  und nahm auf dem Rückwege solche wieder mit. Für das Zustellen von Briefen waren 2 Kreuzer, von Karten 1 Kreuzer zu bezahlen. Für das ganze Dorf seien nur 3 - 4 Zeitungen bestellt gewesen.

 

 

 

1873.  In diesem Jahre wurde die durch unser Dorf führende Bezirksstraße gebaut. Die Gemeinde trat den benötigten öffentlichen Grund unentgeltlich ab.

 

 

 

1874.  wurden die metrischen Maße und Gewichte eingeführt. Anfang Juli war ein Komet sichtbar. Die Ernte war gut.

 

 

 

1878.  brannten Wohnhaus und Scheuer Nr. 3 des Florian Gröger nieder.

 

 

 

1880.  Die aus Gemeindemitteln angekaufte Turmuhr wird das erste Mal in Gang gesetzt. Die Uhr wurde später vom Hochmeister um 360 Gulden abgelöst. Wohnhaus und Scheuer Nr. 35 brannte ab, Besitzer D. Scheibel.

 

 

 

1881.  Am 17. Juni brannte das Schulgebäude nieder. Die Brandursache konnte nicht festgestellt werden.

 

 

 

1883. wurde das Haus Nr. 18 durch Blitzschlag eingeäschert; Besitzer Josef Kneifel.

 

 

 

1885.  Am 16. Mai trat starker Schneefall und es herrschte arger Sturm. Besonders unter den Kindern traten die „schwarzen Blattern” auf;  eine erwachsene Person starb daran.

 

 

 

 

 

1887.  In diesem Jahre wurde die Bezirksstraße Alt-Vogelseifen - Lichtwerden gebaut.

 

 

 

1889.  Diese Jahr wird als ein sehr „dürres” Jahr beschrieben. Es wuchs wenig Futter, die Ernte war sehr früh.

 

 

 

1890.  Der schadhaft Turmknopf wurde durch einen neuen ersetzt. Der neue Turmknopf enthält in einer verlöteten Blechkapsel eine Denkschrift über die zu jener Zeit herrschenden Zeitumstände  und die damals geltenden  kupfernen uns silbernen Scheidemünzen.

 

 

 

1891. wird als ein ganz besonders nasses Jahr geschilder; es hat den ganzen Juli bis 10. August geregnet, und es verfaulte viel Heu.

 

 

 

1893.  Am 1. Juni wurde das neuerrichtete Postamt eröffnet.

 

 

 

1894.  Die Pfarrkirche wird renoviert und die i. J. 1814 eingebaute Orgel durch eine neue ersetzt.

 

 

 

1894 - 95  wurde die Erbrichterei zerstückelt und verkauft.

 

 

 

1896.    war ein sehr nasses Jahr, es viel Korn ausgewachsen. Das Wohnhaus Nr. 39 des Eduard Springer durch Blitzschlag nieder.

 

 

 

1897.  Am 1. Juli schlug der Blitz in den Kirchturm der Pfarrkirche, ohne jedoch zu zünden.. An der Turmuhr, an der Orgel, an den Gewölben und Bildern wurde aber beträchtlicher Schaden angerichtet.

 

 

 

1898 -99.  wurde die Straße Alt-Vogelseifen - Wiedergrün durch den Bezirksstraßenausschuß Freudenthal gebaut.

 

 

 

1901.   Am 31. Mai wurde die Lokalbahn  Freudenthal - Klein - Mohrau eröffnet. Gelegentlich der Verhandlungen zu diesem Bahnbau hatte sich unsere Gemeinde durch Sitzungsbeschluß am 30. 1. 1897 zu einer Beitragsleistung von 2.000 Gulden verpflichtet, wenn in Alt-Vogelseifen (in der Nähe des sog. „Haselbüschels”) eine Halte und Ladestelle errichtet würde. Die Strecke wurde dann aber anders gelegt.

 

 

 

1903.  Im Juli dieses Jahreswerden aus fast ganz Schlesien furchtbare Hochwasserkatastrophen gemeldet. Am 19. Juli richtete ein sehr arges Hagelwetter großen Schaden an.

 

 

 

1904   wird als ein ungemein trockenes Jahr beschrieben. Das Gerätehaus der Feuerwehr wurde in diesem Jahre erbaut.

 

 

 

1905 - o6.  Am Pfingstmontag 1905 wurde der Grundstein zu der neuen Schule gelegt, da das alte  in keiner Weise mehr als solches entsprach. Der Aufwand belief sich auf 42.000 Kronen Zu diesem Bau - und Einrichtungskosten gewährte der schles.Landtag eine Subvention von 9.400 Kr., der Hochmeister Erzherzog Eugen einen Betrag von 1.000 Kronen. Die Durchführung des Baues war an Baumeister Adolf Rieger, Bennisch vergeben worden. Am 8. September 1906 wurde die neue Schule eingeweiht  und mit Beginn des neuen Schuljahres bezogen.

 

      Mit Beginn des Schuljahres 1906/7 wurde die bis nun einklassige Volksschule zur zweiklassigen erweitert.

 

    In diesem Jahre wurde die „Breyer” Mühle abermals durch Feuer zerstört; sie war am 26 Juli 1904 schon einmal niedergebrannt.

 

    Am 2. August ging ein Hagelwetter über dem Gemeindegebiet nieder.

 

 

 

1910.   Ein für die Gemeinde gegründetes Konsortium kaufte eine Dampf - Dreschmaschine.

 

 

 

1911  wird als ein sehr trockenes Jahr genannt. in diesem Jahre wurde die Außenseite der Pfarrkirche hergerichtet.

 

 

 

1912   wieder war ein sehr nasses Jahr; es wuchs viel Futter und Getreide. Das Haus Nr. 67 des Johann Groß brannte nieder. 

 

 

 

1913.   Das Jahr wird als sehr fruchtbar gelobt, die Ernte war sehr spät.

 

 

 

1914.   Nach längeren Vorarbeiten wurde in der Sitzung des Gemeindeausschusses am 10. Juli 1914 im Beisein eines Vertreters des Landesbauamtes der Trinkwasserleitungs - Bau an die nordböhmischen Wasserbau - A. G. in Aussig vergeben. Der tatsächliche Bauaufwand stellte sich auf 71.421 Kronen. Der schlesische Landtag bewilligte für den Bau der Wasserleitung zwei Subventionen von zusammen 11.300 Kronen, als Staatssubvention wurden 10 % das Bauaufwandes zugesichert. Durch den inzwischen ausgebrochenen Krieges etwas verzögert, fand in der 1. Jahreshälfte 1915 die amtliche Übergabe der Wasserleitung statt.

 

Der Weltkrieg.

 

        Sonntag den 29. Juli 1914 wurde die Kriegserklärung in der Gemeinde bekannt. Ein Hornist der Feuerwehr ging durch das Dorf und blies Alarm. Hatten sich Bewohner angesammelt, wurde ihnen der Mobilisierungsbefehl vorgelesen; die Anschlagtafeln  trugen die gleiche Kundmachung. Alle Reservesoldaten der jüngeren Jahrgänge hatten sich binnen kurzer Frist bei ihrem Truppenkörper zu stellen; mit der fortschreitenden Kriegsdauer wurden auch die älteren einberufen. Die meisten der Einberufenen rückten wohl nur schweren Herzens ein; nur wenige Unerfahrene freuten sich auf Abenteuer. Ganz allgemein war die Hoffnung auf einen baldigen Ausgang des Krieges, spätestens vor Winterbeginn. die Angehörigen der Eingerückten erhielten staatliche Unterhaltsbeiträge durch die Steuerämter angewiesen.

 

    Die Hoffnung auf ein frühes Kriegsende wurde jedoch bitter enttäuscht. Der große Verbrauch der Armee und die erschwerte Einfuhr von Rohstoffen und Nahrungsmittel zwang die Regierung zu einschneidenden Maßnahmen. Um den Vorräten das Auslangen zu finden, durften die wichtigsten Nahrungsmittel, ferner Seifen, Kerzen, Petroleum, Tabak und Tabakerzeugnisse nur in den von der Regierung je Kopf bestimmte Mengen gegen Kartenausweise verkauft werden. Es gab solche Karten zum Bezuge von Brot, Mehl, Fleisch Fett, Butter, Milch Tabak und = Sorten, Seife, Petroleum, Kerzen; In den letzten Kriegsjahren mußten natürlich allerhand „Ersatz” - Stoffe herhalten; da ließ auch schon die Verpflegung der Soldaten aber sehr viel zu wünschen übrig. Mit der Dauer des Krieges stieg die Teuerung. Wohl wurde von der Regierung Höchstpreise bestimmt; sie wurden aber oft, auch von Käufer, überschritten. Auf das Dorf heraus kamen viele Städter, um Lebensmittel nicht nur zu Kaufen, sondern auch gegen Kleidungsstücke, Stoffe, Rauchwaren und dergleichen einzutauschen. Unsere Landwirte mußten sich Anbau und Ernteaufnahmen unterziehen; Vorradsaufnahmen wurden, oft unter militärischer Bedeckung, durchgeführt. Oft wurde die Mühle nach verheimlichten Getreide oder Mahlprodukten durchsucht, da auch die Bauern nur eine bestimmte Getreidemenge für jedes Mitglied ihres Haushaltes vermahlen lassen durften.

 

      Mit der Zeit und durch den großen Verbrauch bedingt, machte sich Mangel an Metallen für die Kriegsindustrie bemerkbar. Dem abzuhelfen wurden Kriegsmetall - Sammlungen veranstaltet. Man ging an die Beschlagnahme von Kupfer = und Messinggeräten in den Haushalten, an die Abnahme der Glocken. Von den drei Glocken unserer Kirche wurden die große und die kleine am 24, August 1916 abgenommen und fortgeführt. Zum Teile wurden sogar die Ableitungskabel der Blitzableiter zur Ablieferung gebracht.

 

      Um die Verluste an Toten und Verwundeten zu ersetzen, mußten sich auch die seinerzeit Untauglichen und die Landsturmpflichtigen vom 18. Lebensjahre an „Musterungskommissionen” vorstellen. Während des Krieges fanden 18 solcher „Musterungen” statt.

 

       Die Kriegführung erforderte ungeheure Geldsummen. Schon im November 1914 wurde zur Zeichnung der I. Kriegsanleihe aufgefordert. Ihr folgte in den Jahren 1915 die II. und III. 1916 die IV. und V.; 1917 die VI. und VII. und im Frühjahre 1918 die VIII. Kriegsanleihe. Die Verzinsung war günstig und mancher legte einen großen Teil seines Vermögens in Kriegsanleihen an. Aus Gemeindemitteln und durch Belehnung hatte die Gemeinde 16.ooo Kriegsanleihe gezeichnet.

 

    Bald nach Kriegsanfang kamen die ersten Trauerbotschaften über Gefallene aus unserer Gemeinde. Der erste Tote war

 

          Berthold Adolf, er fiel am 21.9.1914.

 

Insgesamt waren aus unserer Gemeinde 89 Männer und Jünglinge zur Kriegsdienstleistung einberufen worden; 19 von ihnen kehrten nicht mehr heim, 7 starben im Hinterlande an Kriegsleiden.

 

 

 

 

 

       Den Kriegstoten zum Gedächtnis wurde am 12. September 1920 ein     Kriegerdenkmal enthüllt. Es trägt neben den Bildern der Toten folgende Inschrift

 

 

 

 1914  --  1918

 

 

 

Berthold Adolf

 

gef. 21. 9.14

 

 

 

Josef Ludwig

 

+ 4.11.15

 

Gröger Josef

 

gef. 22.10.14

 

 

 

Springer Wilh.

 

+ 14. 3.16

 

Philipp Robert

 

gef. 1.11. 14

 

 

 

Teibner Karl

 

+ 30. 3.16

 

Schulmeister Joh.

 

gef. 12. 3.15

 

 

 

Springer Herm.

 

+ 26. 6.16

 

Kneifel Josef

 

gef. 3. 5. 15

 

 

 

Schinzel Adolf

 

+ 2.11.16

 

Springer August

 

gef. 13. 6.15

 

 

 

Nitsche Franz

 

+ 20.12.16

 

Rotter Adolf

 

gef. 13. 6.15

 

 

 

Springer Aug.

 

+ 16. 9. 17

 

Breyer Otto

 

gef. 13. 6.15

 

 

 

Fitz Franz

 

+ 13. 2.18

 

Ludwig Johann

 

gef. 16. 6.15

 

 

 

Schilder Franz

 

+ 20. 6.18

 

Kneifel Josef

 

gef. 23. 6.15

 

 

 

Breyer Guido

 

+ 26.10.18

 

 

 

 

 

 

 

Johann Jahn

 

+ 16.11.18

 

 

 

 

 

Vermißte:

 

 

Josef WenzelFranz Schmid

 

August Groß             Franz Rotter

 

Wilhelm Klos

 

 

 

 

 

   Viele der Einberufene waren verwundet worden, mache sogar einige Male, mehrere litten ihr Leben lang an den Folgen der Verwundungen. Schlimm traf es jene, die in Gefangenschaft geraten waren; einige konnten erst nach Kriegsende heimkehren. Von den aus unserer Gemeinde eingerückten waren in Rußland und Italien gefangen.

 

     Recht beträchtlich war auch der Geburtenausfall während der Kriegsjahre. Während das Matrikenamt für das Jahr 1914 noch 15 Geburten ausweist, sind in den Jahren 1915 - 19 nur   7, 9, 8, 9,  und  9 verzeichnet.

 

    Von dem im Gefolge des Krieges auftretenden Krankheiten blieb unser Dorf bis auf die überall auftretenden „Grippe” verschont; diese forderte auch in unserer Gemeinde ihre Opfer.

 

Der staatliche Umsturz.

 

 

 

   Der Oktober des Jahres 1918 brachte endlich den langersehnten Frieden. Nach dem Zerfall der österreich - ungarischen Monarchie wurde unsere Gemeinde eingegliedert in die neuentstandene tschechoslowakische Republik. Von dem eigentlichen Umsturze war unsere abgelegene Gemeinde nicht viel Aufregendes zu merken. Nach vollzogener Besetzung der Bezirksstadt ging bei uns alles seinen ruhigen Gang weiter.

 

    Unter die ersten notwendigen Maßnahmen der neuen Regierung fällt die Kennzeichnung der innerhalb der Staatsgrenzen umlaufenden Banknoten durch aufgeklebte Stempelmarken , bis sie durch neue Banknoten ersetzt werden konnten. Dann folgte eine gesetzliche Verpflichtung zur Anmeldung der Wertpapiere und Spareinlagen. Um dem jungen Staate eine gesunde Grundlage zu geben, folgte schließlich das Gesetz über die Vermögensabgabe.

 

Zum ersten Präsidenten des Staates wurde T: G. Masaryk gewählt.

 

 

 

1919.  Der Winter kam überraschend früh. Viel Getreide und besonders Erdäpfel konnten nicht mehr eingeerntet werden.

 

 

 

1920.  Das Gehöft der Berta Langer brannte am 27.10 nieder. Es bestand große Gefahr für die Nachbarhäuser Nr. 87,  113 und die Pfarrscheune.

 

 

 

1921  wurde die Anbaustatistik verweigert; sie mußte aber im Herbste verfaßt werden. Seit Kriegsende wuchs die Teuerung ohne Ende. Die Getreidepreise stiegen seit 1919 fast das Doppelte. Für schwere Zugpferde wurden bis 32,00 Kc’ gezahlt; für Kühe bis 6.000 Kc’, für ein kg Butter 28 - 30 Kc’,  1 Zentner Korn brachte 400, Weizen  600, Hafer 250, Erdäpfel 70 Kc’

 

 

 

1924.  Nach längeren Verhandlungen erklärt sich die Postverwaltung bereit, beim hiesigen Postamte eine öffentliche Fernsprechzelle einzurichten, die Gemeinde trägt 8.400 Kc’ zu den Baukosten bei.

 

Am 23. Oktober wurde ein Gedenkstein zu Ehren des Bauernbefreiers Hans Kudlich enthüllt. Die während des Krieges abgenommenen Glocken konnten in diesem Jahre durch neue ersetzt werden; sie wurden am 15. Juni geweiht.

 

 

 

1928. Eine Gemeinde - Vollversammlung beschließt die Elektrifizierung der Gemeinde und die Aufnahme des hiezu nötigen Darlehens. Einer gegen diesen Beschluß eingebrachten Beschwerde wird von der Aufsichtsbehörde Folge gegeben. Nun führt das Elektrizitätswerk Freudenthal die geplante Elektrifizierung durch. Am 28. August leuchteten die Glühlampen zum ersten male auf. 

 

          In diesem Jahre erhielt unsere Gemeinde die erste regelmäßige Autobusverbindung nach Freudenthal durchgeführt von Privatunternehmern.

 

          Der Winter 1928 - 29 war außerordentlich kalt. Am 11 Feber des Jahres

 

1929  wurden in unserem Orte  -32° C gemessen. In vielen Häusern war die Wasserleitung eingefroren. Sehr groß waren die Frostschäden an den Obstbäumen. Eine Zählung ergab, daß durch die große Kälte 523 Apfelbäume, 238 Birnbäume, 4 Nußbäume, 27 Johannes - und Stachelbeersträucher vernichtet wurden.

 

 

 

1930 herrschte große Dürre. Am 18. August brannte die Scheune des Johann Kneifel samt der Ernte nieder. ( PS. Onkel des Übersetzers)

 

 

 

 

 

   Die Gemeinde Alt-Vogelseifen zur Zeit der

 

   Anlegung des Gedenkbuches

 

 

 

   Unsere Gemeinde Alt-Vogelseifen liegt im hohen Gesenke in einer mittleren Meereshöhe von 620 m. Der höchste Punkt ist der Hutstein mit 735 m, die tiefste Stelle am östlichen Dorfende (Breyermühle) mit etwa 580 m Die Gemeinde liegt unter  50°1 n. Breite und 17°23’ östliche Länge.

 

    Das Dorf schmiegt sich in ein Tal, das südlich begrenzt wird vom Seifenberg und Drahtberg, nördlich vom Hutstein  und den Ausläufern der Silberberge. Die Entwässerung des Gemeindegebiete besorgen der Dorfbach, der Schwarzbach, der Soerbach, Der Seifen - und der Zechenbach.

 

    Alt-Vogelseifen gehört zum Gerichts =   und politischen Bezirke Freudenthal, Kreis Troppau, Land Mähren - Schlesien. Die Gemeinde bildet einen eigenen Schulsprengel und ist Sitz des röm. kath. Pfarramtes, sie gehörte zuletzt zum Herrschaftsgebiete Freudenthal. Zu Alt-Vogelseifen gehören die fünf in unmittelbarer Nähe Wiedergrüns gelegenen Häuser Nr. 94, 115, 118, und 119; sie sind nach Wiedergrün eingeschult.

 

    Der Boden. durch Verwitterung von Schiefer =, Gneis = und Kalkgestein, ist nicht sehr fruchtbar;  besonders die höher gelegenen Äcker haben eine nur dünne Humusschichte. Große Haufen von Abklaubsteinen zeugen von dem eifrigen Bemühen der Bewohner, den Boden Fruchtbar zu machen. Der Ost - westlichen Richtung des Tales entsprechend, liegen die Felder teils an der Südseite der Abhänge, teils an deren Nordseite oder wie die Ortsinsassen sagen; an der Sommer = und Winterseite. Der Boden enthält Tonschiefer, der abgebaut und als Dachschiefer verwendet wurde. An einigen Stellen, so im „Soer” kommen Findlingsblöcke von Quarz vor, wohl noch aus der Eiszeit herrührend. Daß auch erzführende Schichten vorkommen, ist aus der Gründung unseres Dorfes zu ersehen.

 

     Nach der letzten Volkszählung besaß unsere Gemeinde 632 Einwohner, hiervon waren 630 deutsche Ortsansässige und 2 slowakische Durchreisende. 629 Personen bekannten sich zur röm. kath. Kirche, 3 zur evangelischen A. B. Die Einwohner sprechen die schlesische Mundart; sie hat sich fast unverändert erhalten, wenn gleich der Einfluß der Schriftsprache besonders auf die jüngere Generation nicht zu verkennen ist. Folgend sei eine Mundartprobe angeführt:   „De Mutta hoht gesät, ech söl Hoiz un Köi reiträn.”

 

                    Die Mutter hat gesagt, ich soll Holz und Kohle hereintragen.

 

 „Dr Vota frogt’n Nopper, op’r nie a wing reikumme wo’i. Näi säht’r, ech muß etz of Frädnthol laafn.”

 

Der Vater fragt den Nachbar, ob er nicht ein wenig hereinkommen wolle. Nein sagt der, ich muß jetzt nach Freudenthal laufen.

 

     Die alten Volksbräuche sind verschwunden und mit ihnen die alte Volkstracht.

 

Seiner Anlage nach ist unser Dorf ein „Waldhufendorf”, die Bauernhöfe sind „fränkische Vierkanthöfe”. Unser Dorf weist unverhältnismäßig viele Gehöfte neuerer Bauart auf, die alten Holzhäuser sind bis auf wenig Ausnahmen durch gemauerte ersetzt worden.

 

     Das Gemeindegebiet von Alt-Vogelseifen umfaßt eine Fläche von 1634 ha, 94 m², davon sind 1267, 61  ha   Äcker

 

          186,24  ha     Wiesen

 

            19,05  ha     Gärten und Weiden,

 

          138,43  ha      Wald,

 

              9,o7  ha      Baugrund

 

            24, 54 ha      unproduktiver Boden.

 

Von diesem Boden gehören:                         1.552,95  ha   den Ortsansässigen,

 

                                                                    15,15  ha   den  Dem Deutschorden

 

                                                               66,84  ha   Ortsfremden.

 

Die Gemeinde grenzt an die Katastralgemeinden Neu - Vogelseifen, Wiedergrün, Lichtewerden, Neudörfel, Nieder - und Ober - Wildgrub.

 

Unser Dorf zählt 142 Hausnummern mit 140 Häusern - die Häuser Nr. 23 und 57 sind abgetragen.

 

     Die Gemeinde besitzt an unbeweglichen Vermögen ein stockhohes Schulhaus, das Wohnhaus Nr. 89 (die alte Schule) ein Isolierlokal Nr. 86, eine Scheune und an Grundstücken 28,98 ha Äcker, 3,77 ha Wiesen, 6,59 a Gärten, 1,99 ha Hutweiden, 1,91 ha Wald und 4 a verbaute Flächen.

 

    Inmitten des Ortes steht die röm. - kath. Pfarrkirche, ihr gegenüber das Pfarrhaus mit dem Matrikenamte. Die Gemeinde besitzt ferner ein Postamt mit einer öffentlichen Fernsprechzelle; die Post wird einmal täglich zugestellt. die Spargelder der Gemeindeinsassen sind zum großen Teile beim landwirtschaftlichen Spar - u. Vorschußvereine in Alt-Vogelseifen angelegt. Das Vereinsleben ist sehr rege; im Orte bestehen 10 Vereine bzw. Ortsgruppen.

 

 

 

                                                      1931

 

 

 

  Nach dem Ausweise des Matrikenamtes wurden in der Gemeinde 7 Kinder geboren, davon 1 unehelich. Es starben 10 Personen.

 

In der Nähe des abgetragenen Hauses Nr. 85 wurde das neue Haus des landw. Spar - u. Vorschußvereines erbaut.

 

Das Haus Nr. 65 des Franz Niesner wird umgebaut, die im Vorjahre eingeäscherte Scheune des Johann Kneifel  wieder aufgebaut.

 

Im allgemeinen herrscht geringe Baulust.

 

    Der Gemeindevoranschlag für das Jahr 1931 weist an Ausgaben eine Summe von 40.101 Kc’ aus. davon für Schulzwecke 10.926 Kc’. Die Einahmen sind mit  . . . 26.679 Kc’ angenommen. Das unbedeckte Erfordernis beträgt daher . . 13.422 Kc’; zur Deckung des Abganges wurden die Einhebung einer 200 % igen Gemeindeumlage von allen umlagepflichtigen Steuern beschlossen.

 

    Die Steuergrundlage beträgt derzeit 7561,20 Kc’, davon entfallen auf  die Grundsteuer 4.823,30 Kc’, auf die Hausklassensteuer  1.877.50  Kc’  auf die Hauszinssteuer 342,80 Kc’,  auf Erwerbsteuer 488, 6o Kc’, auf Rentensteuer 12 Kc’.

 

     Die Gemeinderechnung für dieses Jahr weist Gesamteinahmen  in der Höhe von 45.575 Kc’ aus, denen Gesamtausgaben in der Höhe von 37.481 Kc’ gegenüberstehen, sodaß für das nächste Jahr ein Kassarest von 8.094 Kc’ verbleibt.

 

      Die Volksschule zählt 2 aufsteigende Klassen; sie wurde in diesem Jahre von 87 Kindern und zwar 40 Knaben und 47 Mädchen besucht.

 

Zu Beginn des Jahres besaß die Gemeindebücherei 767 Bände. Aus dem von der Gemeinde beigestellten Betrag von 350 Kc’ und aus den eingenommenen Leihgebühren wurden noch 35 Bände angekauft. die Leserzahl belief sich auf 84, es wurden 727 Bände entlehnt.

 

      Im Herbst wurde die durch das Dorf führende Bezirksstraße frisch beschottert und gewalzt; nur das Stück längs der Stützmauer bei der Kirche blieb ungewalzt, da der Einsturz der Mauer befürchtet wurde und weder Gemeinde noch Bezirk die Stützmauer herstellen wollten.

 

       Im Orte werden derzeit 5 Rundfunkempfänger benutzt; ein Teil der Schüler hört regelmäßig die Schulfunksendungen. Das erste Rundfunkempfangsgerät in unserer Gemeinde wurde im Jahre 1928 durch H. Josef Fitz Nr. 1 angekauft.

 

       Am 27. September fanden die Wahlen in die Gemeindevertretung statt. In der Gemeinde wohnten 351 wahlberechtigte Personen. Die verschiedenen Parteien einigten sich und legten nur eine Kandidatenliste der Landwirte , Häusler, Arbeiter und Gewerbetreiben vor; infolgedessen entfiel der der eigentliche Wahlvorgang.

 

       In der Gemeinde wohnen 149 Familien. Davon sind 48 Bauern, 9 Häusler, 23 Handwerker,

8 Kaufleute, 23 Arbeiter, 10 Tagelöhner 21 Ausgedinger und Rentner, 3 Beamte, 2 Lehrer, 1 Geistlicher und 1 landw. Arbeiter.

 

In der Gemeinde bestehen 32 Mietwohnungen, die Mieter sind Lehrer, Beamte, Gewerbetreibende, Arbeiter, Tagelöhner und Rentner.

 

      Die alten Volksbräuche sind zum größten Teile vergessen. Jetzt wird noch der fromme Brauch des Kreuzchensteckens geübt; aus geweihtem Holze werden Kreuzchen gemacht und in die Felder gesteckt. Die „Johannisfeuer” werden auch noch angezündet.

 

      Auf die rege Vereinstätigkeit wurde bereits hingewiesen. Folgend seien die im Orte bestehenden Vereine angeführt:

 

1.  Die freiwillige Feuerwehr, gegr. 1885.

 

2. Der landwirtschaftliche Verein, gegr. 1889. Der Verein bezog im Berichtsjahre für seine     Mitglieder Kunstdünger um 70.600 Kc’, Kohle um 36.580 Kc’.     

 

3. Der landw. Spar - u. Vorschußverein, als Raiffeisenkasse gegr. 1894 .  Der Verein weist bei einem Stande von 193 Mitgliedern an Spareinlagen 3,297.619 Kc’, an Darlehen 1,720.653 Kc’ und einen Reservefond von 101.373 Kc’ aus.

 

4.  Der Schulhellerverein, gegr. 1904. Im Jahre 1931 beschenkte der Verein arme Schüler mit Kleidungsstücken und Lernmitteln im Werte von 557 Kc’ und steuerte für Lehrausflüge 352 Kc’ bei.

 

5.  Die Ortsgruppe der Landwirtevereinigung, gegr. 1920.

 

6.  Der Musik - Unterstützungsverein, gegr. 1926.

 

7.  Der 155. Zweigverein des Verbandes deutscher Jäger „St. Hubertus”, 1927.

 

8.  Die Ortsgruppe des Bundes der deutschen Schlesiens.

 

9.  Die Ortsgruppe des deutschen Kulturverbandes.

 

10.  Der Kameradschaftsverein gedienter Soldaten, gegr. 1930. Im Juni feierte der junge Verein das Fest seiner Fahnenweihe unter starker Teilnahme der Ortsbewohner und vieler auswärtiger Vereine und Gäste.

 

 

 

                                                             1932.

 

 

 

Das Matrikenamt weist für dieses Jahr 12 Geburten aus, hie = 1 uneheliche, und 4 Todesfälle.

 

Die Häuserzahl vermehrte sich um 2 Nummern:

 

Nr. 143 des Hermann Lindner,  Schneidermeister, ebenerdiges Wohnhaus.;

 

Nr. 144 des Adolf Lux, Hilfsarbeiter ebenerdiges Wohnhaus.

 

      Der Gemeindevoranschlag weist als Erfordernis die Summe von 44.589 Kc’ aus., davon für Schulzwecke 13.609 Kc’. Die Bedeckung mit 31.177 Kc’ angenommen, Zwecks Deckung des Abganges von. . .13.412  Kc’ wurde die Einhebung einer 180% igen Umlage beschlossen.

 

Die Steuergrundlage beträgt 7.566,60  Kc’

 

Die Gemeinde hat in diesem Jahre  52.619 Kc’ eingenommen und insgesamt 48.884 Kc’ ausgegeben, die Gebarung schloß mit einem Kassarest von 3.735 Kc’ und  2.717 Kc’ an rückständigen Einnahmen

 

Wichtige Beschlüsse.

 

18.5.  Um die einheimischen Gewerbetreibenden zu schützen, beschließ die Gemeindevertretung das Verbot des Hausierhandels.

 

Die Gemeinde verkauft 539 m² der Parzelle Nr. 502/ 2 als Baugrund an Adolf u. Marie Lux

 

 für Kc’ je m².

 

9.9.  Um die Wohnungsnot und die Arbeitslosigkeit etwas zu verringern, wird der Aufbau eines Stockwerkes auf die alte Schule Nr. 89 beschlossen; dadurch sollen 4 Wohnungen zu je Zimmer und Küche hergestellt werden.

 

14.10.  Die Aufnahme eines Darlehens von 90.000 Kc’ für den Aufbau des Stockwerkes wird beschlossen.

 

Ab 24.9. verkehrt der Autobus der tschsl. Staatsbahn auf der Strecke Freudenthal - Alt-Vogelseifen - Kl. Mohrau.

 

Am 11.5. spendet Weihbischof Dr. Josef Schinzel  die hl. Firmung in der hiesigen Pfarrkirche an 118 Firmlinge.

 

   Die beiden Klassen der hiesigen Volksschule wurden in diesem Jahre von 47 Knaben und 53 Mädchen besucht.

 

Die Gemeindebücherei besaß zu Beginn des Jahres 402 Bände, im Laufe des Jahres wurden 25 Bände angekauft. 87 Leser entlehnten 736 Bände.

 

    Die Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftslage und die Arbeitslosigkeit werden immer fühlbarer; 18 Arbeitslose aus unserem Orte wurden aus der staatl. Ernährungsaktion unterstützt.

 

Durch gesetzliche Maßnahmen wird der Zinsfuß besonders der Spareinlagen herabgesetzt

 

 

 

                                                               1933

 

 

 

In der Gemeinde wurden 8 Kinder geboren, davon 3 unehelich; es starben 17 Personen.

 

    Die Bautätigkeit ist sehr gering; die Gemeinde stellt bei der alten Schule einen Anbau her, der zwei Wohnküchen enthält.

 

    Der Voranschlag weist gegenüber dem Vorjahre eine Erhöhung auf. Das Erfordernis wurde mit 47.703 Kc’ für Schulzwecke, davon 10.000 Kc’ die Bedeckung mit 32. 134 Kc’ veranschlagt. Der Abgang von 15.569 Kc’ soll durch eine 200 % ige Gemeindeumlage gedeckt werden.

 

   In der Gemeinderechnung erscheinen die Einnahmen mit 37.802 Kc’, die Ausgaben mit 35.406 Kc’ sodaß sich ein Kasarest von 2395 Kc’ zuzüglich 4795 Kc’ an Rückständen  ergibt.

 

  

 

Wichtige Beschlüsse.

 

 

 

22.1.  Der Gemeindeversammlung wird der seinerzeitige Beschluß der Gemeindevertretung  über den Aufbau eines Stockwerkes die alte Schule zur Entscheidung vorgelegt. Die Vollversammlung beschließt mit Stimmenmehrheit, daß von den geplanten Aufbau abzusehen sei.

 

3.3. Die von Johann Kneifel angebotene Waldparzelle Nr. 974 u. 975/1 sollen um den Betrag von 26.000 Kc’ angekauft werden.

 

Außerordentliche Ereignisse.

 

4.6.  Im Wohnhause Nr. 28. brach um 12,15 ein Schadenfeuer aus, dem auch die Stallungen zum Opfer  fielen; 4 auswärtige Feuerwehren arbeiteten.

 

17.10.  Ebenfalls aus unbekannter Ursache geriet die Scheune bei Haus Nr. 45 um ½  11 Uhr abends in Brand. Die Ernte und die Dreschmaschine samt Strohpresse der Dampfdreschgarnitur verbrannte. 3 auswärtige Wehren beteiligten sich an den Löscharbeiten.

 

In diesem Jahre wurde die hiesige Schule von 46 Knaben und 58 Mädchen besucht.

 

Der Ortsschulrat beschloß am 17.7., um die Bewilligung einer Parallelklasse zur 2. Klasse anzusuchen. Diese wurde bewilligt und am 1.9. eröffnet.

 

Für die Gemeindebücherei wurden aus dem Beitrag der Gemeinde 19 neue Bände angeschafft. 87 Leser entlehnten in diesem Jahre 742 Bände.

 

Am 28.10 wurde im ganzen Staatsgebiete die 15. Wiederkehr des Gründungstages unseres Staates feierlich begangen.

 

Der Nationalausschuß in Prag erließ am 28.10.1918 ein Manifest, das folgend begann:

 

„Tschechoslowakisches Volk! Dein uralter Traum ist zur Wirklichkeit geworden. Der tschechoslowakische Staat ist am heutigen Tage in die Reihe der selbständigen freien Kulturstaaten der Welt getreten.”

 

Bereits vor und ganz besonders während des Weltkrieges waren die Führer des tschechoslowakischen Volkes um die Errichtung eines Nationalstaates bemüht. In Rußland schlossen etwa 1000 dort ansässige Tschechen sich zu einem Bataillon zusammen, unter den tschechischen und slowakischen Kriegsgefangenen wurden Mitglieder für die Legion geworben. Im Mai 1917 hatten die tschechischen Schriftsteller der tschechischen Öffentlichkeit zum ersten Male mehr oder weniger offen von der Selbstbestimmung gesprochen. Bereits im Juli  1917 schlug sich die Legion bei Zborow gegen Österreich. Dessen wirtschaftliche, militärische und politische Lage war so elend, daß man in Unterhandlungen wegen eines Sonderfriedens mit den gegnerischen Mächten eintrat, um den Preis der Autonomie der Völker. Dieser Schritt war aber durch die Ereignisse schon überholt worden. In seiner Botschaft vom 8.1.1918 stellte der Präsident der „Vereinigten Staaten Nordamerikas”   Wilson als Friedensbedingung seine 14 Punkte auf. Am 16.10.1018 wurde ein Manifest erlassen, das Österreich in einen Bundesstaat zerlegte. Am 18.10.1918 erschien die Unabhängigkeitserklärung der tschsl. Regierung in Paris, die mit den Worten schloß: „Wir glauben an Demokratie, wir glauben an Freiheit, an Freiheit für immerdar.”

 

                                       Gezeichnet Masaryk, Stefanik, Benes´.

 

    Als der österreichische Außenminister am 27. 10. nochmals einen Sonderfrieden anbot, griffen die in Prag gebliebenen Mitglieder des Nationalausschusses  rasch zu:

 

Am 28.10.1918 übernahmen sie die Befehlsgewalt in Prag und versicherten sich der staatlichen Behörden und Ämter. Als der Verwaltungszweig wurde die so wichtige Kriegsgetreideanstalt übernommen. Am 30.10.1918 traten Vertreter aller slowakischen Parteien in St. Martin am Turic zusammen und veröffentlichten eine Deklaration des slowakischen Volkes, die slowakische Nation sei sprachlich und kulturhistorisch ein Teil der einheitlichen tschechoslowakischen Nation.

 

Das erste Gesetz des Staates besagt, daß die Staatsform von der Nationalversammlung im Einvernehmen mit dem tschechoslowakischen Nationalrat in Paris bestimmt werde.

 

Am 29.2.1920 beschloß die Nationalversammlung das Gesetz über die Einführung der Verfassungsurkunde für unseren Staat. Im  §  1  dieser Urkunde heißt es:

 

Das Volk ist die einzige Quelle der gesamten Staatsgewalt in der tschsl. Republik

 

§  2    Der tschechoslowakische Staat ist eine demokratische Republik, deren Haupt ein gewählter Präsident ist.

 

 

 

Das Jahr 1933 war ein arges Mißjahr, die Feldfrüchte litten unter der großen Dürre. den Arbeitslosen in den Gemeinden wurden Lebensmittelkarten im Werte von 3.500 Kc’ aus der staatl. Ernährungsaktion zugewiesen; außerdem wurde eine Lebensmittelsammlung durchgeführt.

 

 

 

                                                        1934

 

 

 

Das Matrikenamt verzeichnet 8 Geburten, davon 3 außereheliche, 6 Todesfälle.

 

Die Bautätigkeit ruht fast vollkommen, nur geringfügige Herstellungsarbeiten werden ausgeführt.

 

        Im Voranschlag sind die Ausgaben mit 41.131 Kc’  angenommen, davon für Schulzwecke 8.617 Kc’ die Einnahmen mit 26.947 Kc’, der Abgang soll durch eine 200 % ige Gemeindeumlage gedeckt werden.

 

        Die Steuerumlage beträgt 7.635,10 Kc’

 

         Die Einnahmen der Gemeinde betragen 39.798 Kc’, die Ausgaben 37.134 Kc’ , die Kassengebarung schließt mit einem Kassarest von 2.663 Kc’ und 3.586 Kc’ an Rückständen.

 

24.5. Der bisherige Präsident der csl. Republik T. G. MASARYK wird wieder zum Präsidenten unseres Staates gewählt. Als Sohn armer Eltern am 7.3.1850 zu Göding geboren, überragte er bald seine Spielkameraden. Der Kreis, in dm er lebte, ward ihm bald zu enge. sein rastloser Fleiß und die ungewöhnliche Begabung ließen ihn das Doktorat und schließlich die ehrenvolle Stelle eines Professors an der neuerrichteten tschechischen Universität in Prag erringen. Al Forscher, Lehrer, Schriftsteller und Politiker entfaltete Prof. Masaryk nun eine fruchtbare Tätigkeit, auf das engste mit seinem Volke verwachsen, für das eine neue Zeit anzubrechen schien. Die Kriegswirren rückten die Möglichkeit der Errichtung eines selbständigen tschechischen Staates in den Bereich der nahen  Wirklichkeit. Aus der Heimat geflüchtet, war der Herr Präsident in alleer Welt unermüdlich tätig, seinem Volke die Freiheit zu erringen. Er trug ganz besonders bei zur Organisierung der Legion, hauptsächlich durch seine aufklärende Schrift „Das neue Europa.” Dankbar übertrug das Volk T. G. MASARYK die Würde des ersten Präsidenten des jungen Staates.

 

Wichtige Beschlüsse:

 

Da manche Parteien sehr sämig in der Entrichtung der Kirchenumlage sind, beschließt die Gemeindevertretung  am 27. April, Steueramt um Einhebung dieser Umlage zu ersuchen.

 

Bildungswesen.

 

Auf Grund der Schülereinschreibungen beschloß der Ortsschulrat am 28. Juni, um die Weiterbelassung der Parallelklasse zur 2. Klasse anzusuchen. Der Landesschulrat bewilligte die Klasse auch für das Schuljahr 1934/35.

 

   Die Gemeindebücherei besaß zu Beginn des Jahres 446 Bände; aus dem Beitrag der Gemeinde wurden 10 Bände angeschafft; am Ende des Jahres umfaßte die Bücherei 456 Bände. Während des Jahres wurden von 89 Lesern 648 Bände entlehnt.

 

Land und Staat.

 

Am 9. Oktober fiel König Alexander I., der Herrscher des befreundeten Königreiches Südslawien, einen Mordanschlag während eines Besuches in Frankreich zum Opfer.

 

 

 

                                              1935.

 

 Statistisches:

 

      Nach dem Ausweise des Matrikenamtes wurden 6 Knaben und 3 Mädchen geboren; 8 Kinder waren ehelicher, 1 unehelicher Geburt; 12 Personen starben; es wurden 3 Ehen geschlossen.

 

  Die Bautätigkeit ist weiterhin sehr gering; es werden nur Um = und Zubauten, jedoch keine Neubauten aufgeführt.

 

Gemeindehaushalt:

 

   Im Voranschlag der Gemeinde wurden 41.416 Kc’ als Ausgaben, davon 7147 Kc’ für Schulzwecke, 23.008 Kc’ als Bedeckung angenommen. Der Abgang von 18.408 Kc’ soll durch eine 240 % ige Umlage (200% zur Hauszinssteuer) gedeckt werden. Die Steuergrundlage beträgt 7.772 Kc’.

 

  Die Jahresrechnung weist 43.421 Kc’ an Einahmen, 40.261 Kc’ an Ausgaben und einen Kassarest von 3.160 Kc’ sowie 2.227 Kc’ an Rückständen aus.

 

Wichtige Beschlüsse:

 

   Am 22. März beschloß die Gemeindevertretung  daß alle Obstbäume in der Gemeinde mit einem Mittel gegen tierische und pflanzliche Schädlinge zu spritzen seien. Der Landw. Spar. u. Vorschußverein hat eine Obstbaumspritze angeschafft  und zur Verfügung gestellt.

 

Zum 1 Mai wurden in der Gemeinde 1.444 Apfel. -, 372 Birn -, 447 Kirsch -, 90 Weichsel -, 67 Zwetschken - und 260 Pflaumenbäume, sowie 232 Ribis - und 201 Stachelbeersträucher gezählt. Der voranstehende Beschluß wurde durchgeführt und der Erfolg lohnte die aufgewendete Mühe.

 

Außerordentliche Ereignisse:

 

 Am 6. März hielt die Gemeindevertretung anläßlich des 85. Geburtstages des Herrn Staatspräsidenten T. G. MASARYK eine Festsitzung ab, an der auch der gesamte Lehrkörper, Vertreter der Ämter, Vereine und Körperschaften teilnahmen. Die Festansprache klang in herzliche und aufrichtige Glückwünsche an das Staatsoberhaupt aus.

 

Naturereignisse:

 

 Die Witterung brachte manche Überraschung. Während im November und Dezember des Vorjahres nur wenig Schnee fiel, setzte am 25. Jänner nachmittags ein derartiges Schneetreiben ein, daß der Abendautobus der Staatsbahn beim Hause Nr. 11 die ganze Nacht in Schnee stecken blieb. Der Autobusverkehr war bis 23. Feber eingestellt. Am 24. April zog um ½ 7 Uhr ein Gewitter auf, um 12  ½  Uhr ein zweites, sehr heftiges Gewitter mit Hagel; es dauerte bis gegen

4 Uhr Nachmittag. Der 1. Mai entsprach durchaus nicht dem Wonnemonat: Morgentemperatur  -1,5° C; es find an zu schneien und der Schnee blieb liegen trotz dieses späten Frostes gab es im Herbst reichlich Obst und eine befriedigende Ernte.

 

Religiöses Leben;

 

Am 12. Dezember verließ Pfarrer ENGELBERT   Strauß  unsere Gemeinde, um die Pfarre Unter - Langendorf zu übernehmen. Am gleichen Tage traf der Administrator und nachherige Pfarrer P. Konrad Seliger hier ein.

 

Bildungswesen:

 

Die hiesige Schule wurde in diesem Jahre von 43 Knaben und 47 Mädchen besucht. Der Ortsschulrat beschloß am 30 Mai, die Bewilligung des vereinfachten Schulbesuches anzustreben; der Landesschulrat bewilligte diese Art des Schulbesuches ( an 6 Tagen Vormittags und an 2 Tagen auch Nachmittagsunterricht.

 

Für die Gemeindebücherei wurden 29 Bände erworben, sodaß sie am Ende des Jahres 485 Bände besaß. 87 Leser entlehnten 678 Bücher.

 

Wohlfahrtspflege:

 

      Da die Arbeitslosigkeit immer noch groß ist, wurde eine Sammlung durchgeführt und deren beträchtliches Ergebnis an Lebensmitteln und Geld unter die hiesigen Arbeitslosen verteilt.

 

 

 

Nationales und politisches Leben:

 

 

 

Am 19. Mai fanden die Wahlen in die Abgeordnetenkammer und in den Senat statt.

 

Für die Wahl in die Abgeordnetenkammer waren 370 Personen wahlberechtigt; es wurden 341 Stimmzettel abgegeben.

 

Es entfielen auf die Kandidatenlisten:

 

            Nr. 6  deutsche sozialdemokratische Arbeiterpartei              16  Stimmen,

 

                 8  Bund der Landwirte                                            73  

 

                 9  deutsche christl. - soz. Volkspartei                              36  

 

               10   Zivnost. obchodn. strana                                          1                 

 

                11  Sudetendeutscher Wahlblock                                       17  

 

                12  Sudetendeutsche Partei                                                197 

 

                16   narodni sjednoceni                                                            1 

 

 

 

Für die Wahl in den Senat waren 314  Personen wahlberechtigt, die 288 gültige Stimmzettel   abgaben.

 

Es erhielten die Kandidatenlisten:

 

            Nr. 6     Deutsche soziald. Arbeiter Partei             14   Stimmen

 

                 8     Bund der Landwirte                                            63     

 

                 9     deutsche chr. -  soz. Volkspartei                  36     

 

                10    Zivnost. - obchodn. strana                              1    

 

                11    Sudetendeutscher Wahlblock               13     

 

                12    Sudetendeutsche Partei                                   161              

 

Am 26. Mai wurden die Mitglieder der Landes - und Bezirksvertretung gewählt.

 

Für die Wahl in die Landesvertretung waren 337 Personen wahlberechtigt; sie gaben 309 giltige Stimmzettel ab.

 

Es entfielen auf die Kandidatenlisten:

 

            Nr.   6   Deutsche soziald. Arbeiterpartei               13    Stimmen

 

                   8   Bund der Landwirte                                            39    

 

                   9   Deutsche christl. - soz.Volkspartei                         24    

 

                 20   Sudetendeutsche Partei                                  229       

 

                 25   Sudetendeutscher Wahlblock                 4  

 

Für die Wahl in die Bezirksvertretung waren ebenfalls 337 Personen wahlberechtigt, die 309 giltige Stimmzettel abgaben.

 

Es erhielten die Kandidatenlisten:

 

            Nr.    6    Deutsche soziald. Arbeiterpartei               14    Stimmen

 

                   8    Bund der Landwirte                                            40    

 

                   9    chr. - soz. Volkspartei                              28    

 

                 20    Sudetendeutsche Partei                                   226   

 

                 21    Ceska volcbni  skupina                                       1   

 

Der Wahlkampf wurde mitunter recht hitzig geführt; die verschiedenen Parteien hielten Wahlversammlungen ab.

 

 

 

Vereinstätigkeit:

 

Am 23. Juni feierte die freiwillige Feuerwehr das Fest ihres 50 jährigen Bestehens. Bei dieser Gelegenheit wurden die noch lebenden gründenden Mitglieder der Wehr besonders geehrt.

 

 

 

Land und Staat.

 

  Am 14 Dezember gab der Herr Staatspräsident T. G. MASARYK auf Schloß  Lany  die Erklärung ab, daß er sein Amt niederzulegen wünsche mit der Begründung, daß das Amt des Staatspräsident nun über seine Kräfte gehe. Gleichzeitig empfahl er als Nachfolger seinen langjährigen Mitarbeiter Dr. Eduard Benes.  Der Verzicht des Herrn Präsidenten auf sein hohes Amt wurde im ganzen Staate mit großem Bedauern aufgenommen. schon am  18. Dezember wählte die Nationalversammlung im historischen Wladislavsaale der Prager Burg den bisherigen Außenminister Abgeordneten Dr. Eduard Benes zum Präsidenten unseres Staates.

 

  Präsident Dr. Eduard Benes wurde am 28 Mai 1884 zu Kozlany in Böhmen geboren. Nach absolviertem Gymnasium studierte er Philosophie an der Hochschule in Prag und an der Pariser Sorbonne. Er kehrte als Doktor heim und erwarb später auch das Doktorat an der Prager Hochschule. Seit dem Jahre 1909 wirkte Dr.  Eduard Benes an der Seite seines Lehrers und Freundes T. G. Masaryk und unterstützte diesen im Kampfe um die staatliche Selbständigkeit der tschechoslowakischen Republik. Er wurde der erste Außenminister unseres Staates und stand  diesem verantwortungsvollen Amte bis zu seiner Wahl zum Staatspräsidenten vor.

 

„ Er war Derjenige, der den Tschechen  1945 den Auftrag gab, daß den Sudetendeutschen bei der Vertreibung alles, bis auf ein Taschentuch wegzunehmen  sei, das zum Trocknen ihrer Tränen bleibe. (A. J.)”

 

 

 

                                                                    1936

 

 

 

Statistisches:

 

      In der Gemeinde wurden 9 Kinder geboren ( 6 Knaben und 3 Mädchen); es wurden 3 Ehen geschlossen und 12 Personen starben.

 

Die Bautätigkeit scheint sich wieder zu beleben. Außer Um - und Zubauten wird der Neubau des Wohnhauses Nr. 145 (Besitzerin Eugenie Fitz) durchgeführt.

 

Gemeindehaushalt:

 

    Das veranschlagte Erfordernis beträgt 42.086 Kc’ , davon für Schulzwecke 7. 567 Kc’ die angenommene Bedeckung 23. 591 Kc’. Der Abgang von 18.495 Kc’ soll durch einen 200 % igen Umlage zur Hauszinssteuer und durch eine 240 % ige Umlage zu den anderen umlagefähigen Steuern gedeckt werden. Die Steuergrundlage beträgt 7.800   Kc’.

 

   Die Jahresrechnung schließt bei 50. 520 Kc’ an Einnahmen und 45.589 Kc’ an Ausgaben mit einem Kassarest von 4.931 Kc’ und 3.113 Kc’ an Rückständen ab.

 

Außerordentliche Ereignisse:

 

   Am 24. Mai beschloß die Gemeindevertretung; über Einladung der Schulleitung an einer Feier anläßlich des Geburtstages des Herrn Staatspräsidenten teilzunehmen. Am 27. Oktober hielt die Gemeindevertretung eine Festsitzung ab. Der Vorsitzende gedachte der 18. Wiederkehr des Tages, an dem die tschechoslowakische Republik ausgerufen worden war und schloß seine Ansprache mit den besten Wünschen für unseren Staat.

 

Naturereignisse:

 

Der 25. Mai brachte das erste Gewitter in diesem Jahre; es war sehr heftig, mit Hagelschlag verbunden und dauerte von 12,20 bis 13 ½ Uhr. Es war überhaupt ein gewitterreiches Jahr. Es war aber auch ein Mäusejahr. Die kleinen Nager fügten Saaten und Feldfrüchten großen Schaden zu. Die Bauern versuchten mittels Giftweizen die Schädlinge zu vertilgen. Der Erfolg war nicht vollkommen, da einige Besitzer die Vertilgung entweder gar nicht, andere sehr nachlässig durchführten.

 

Religiöses Leben.

 

   Am 25. Jänner starb in Troppau der Hochmeister des Deutschordens P. Paul Heider. Er war als Kooperator in den Jahren 1893 - 1896 und hatte sich große Verdienste um die Renovierung der hiesigen  Pfarrkirche erworben. Das Knabenseminar in Freudenthal und die Hedwigs - Gedächtniskirche verdanken seiner Anregung und unermüdlichen Förderung ihre Entstehung.

 

Am 16. Oktober besuchte der neue Hochmeister Deutschordens Abt Robert Schälzki unsere Gemeinde. Die Vertretung der eingepfarrten  Gemeinden Alt-Vogelseifen, Neu - Vogelseifen und Wiedergrün, die Schulkinder mit ihren Lehrern, Vereine und Gläubige bereiteten dem Herrn Hochmeister einen feierlichen Empfang.

 

Bildungswesen:

 

In diesem Schuljahr besuchten 41 Knaben und 47 Mädchen die hiesige Schule. Der Ortsschulrat suchte wieder um die Bewilligung des vereinfachten Schulbesuches an und erhielt diese.

 

Die Gemeindebücherei hat um 16 Bände zugenommen und besitzt am Ende des Jahres 501 Bände. Die Leserzahl stieg auf 91, die Zahl der Entlehungen betrug 596. Von der Zentralwanderbücherei wurden 16 Bände leihweise beigestellt.

 

Land und Staat:

 

In diesem Jahre wurde eine Staatsanleihe, genannt „Wehranleihe” aufgelegt. Der Ertrag der Anleihe sollte für Aufrüstung und Verteidigungsanlagen unseres Staates dienen.

 

Im Juli begann der Bürgerkrieg in Spanien.

 

Hiermit enden die deutschsprachigen Aufzeichnungen.

 

Das Gedenkbuch wurde aus der originalen, handschriftlichen Sütterlinschrift bzw. deutschen Normalschrift für die elektronische     Datenverarbeitung übersetzt, von

 

 

Adolf Jahn ,   Landw. Meister i. R.   Sigmaringen

 

letztmöglicher  Erbe des   1946 verlorenen  Erbgerichtes von Wiedergrün

 

 

 

Zdroj: heimatkreis-freudenthal.de (29.1.2014)

 

 

 

Gedenkbuch 1945-1947

 

 

 

 

 

Gedenkbuch

 

der

 

Gemeinde

 

Alt-Vogelseifen

 

 

 

Teil II:

 

 

 

Deutsche Übersetzung für die Zeit von 1945 – 1947

der tschechisch weitergeführten Orts-Chronik

 

 

 

( die handschriftliche tschechische Ortschronik wurde fortgeführt in der Zeit von 1945 – ca. 1955 )

 

 

 

 

 

Eichenau im August 2004

Rainer Vogel

Dipl.-Ing., Dipl.-Wirtsch.-Ing.,

 

 

 

1945

 

 

 

Der westliche Teil von Schlesien ist vom Hauch des alten Deutschtums, welches hier schon in der Kolonialzeit der Premysliden Wurzeln schlug, durchdrungen. Es ist eine schöne Ecke unserer Heimat und verführt diejenigen, die sich gerne an den Schönheiten unserer Heimat ergötzen, zum Besuch. Die Deutschen bewachten aber neidisch die Naturschönheiten dieser Gegend und gaben sich viel Mühe, tschechische Elemente von diesen Plätzen fernzuhalten und so blieb der deutsche Charakter der Landschaft bis 1945 erhalten, als die tschechischen Einwohner den Aufruf ihrer Regierung folgend begannen, diese Gegend zu besiedeln. Heute ertönt hier die tschechische Sprache, es werden in dieser Gegend unseres Staates neue Generationen des tschechischen Volkes heranwachsen, treu dem staatlichen Gedanken und wirkliche Wächter der Grenze, und ich glaube fest, dass dieses Volk , das während des Krieges durch die Deutschen so viel erlitten hat, hier für immer bleiben wird, sich nicht wieder durch solche Vorkommnisse bedrohen und überraschen lässt und immer auf der Seite des Rechts und der Gerechtigkeit stehen wird.

 

 

 

Starý Vogelzejf (Alt-Vogelseifen) – Geschichte

 

 

 

Der Ort Starý Vogelzejf liegt in unmittelbarer Nähe des Fußes des Altvater-Gebirges, südöstlich von Altvater, auf einer Meereshöhe von ca. 640 m. Nach der Volkszählung im Jahr 1930 hatte der Ort insgesamt 632 Einwohner, von denen 2 Reisende slowakischer Nationalität waren und 630 Einwohner deutscher Nationalität. Daraus ist zu ersehen, dass die hiesige Einwohnerschaft sorgfältig darauf achtete, dass kein tschechisches Element in den Ort vordrang.

 

Der Ort selbst wurde 1160 gegründet und erst ab 1377 bildete er einen Teil des Velehrady-Besitzes. Seit diesem Jahr gehört er zur Krnov-Herrschaft. (Krnov: Jägerndorf) 1445 verkaufte Herzog Arnošt (Ernst) die gesamte Freudenthal-Herrschaft und mit dieser auch den Ort Starý Vogelzejf an Herrn Jan z Vrbna (Johann von Würbenthal). Der Würbenthaler Adel hielt den Ort bis zur Schlacht am Weißen Berg. Sein damaliger Nachkomme – Jindøich z Vrbna (Heinrich von Würbenthal), als Führer schlesischer Protestanten, wurde gezwungen, seine Heimat zu verlassen, und der Kaiser Ferdinand II. beschlagnahmte den ganzen Besitz und verkaufte ihn 1621 an den Orden Deutscher Ritter.  Dieser Orden errichtete im Ort eine Pfarrei, stattete sie mit verschiedenen Stiftungen und dem Recht auf Überwachung der Einwohner aus, welche auf diese Art noch mehr in der antitschechischen Denkweise befestigt und bekräftigt wurden. Die ursprüngliche Arbeit der Einwohner war Silberwäsche und Silbererzbergbau, der sich in dem Kataster befand. Noch heute können wir um den Èerný potok (wörtlich: Schwarzbach) Sand- und Kieshaufen sehen, die von der damaligen Tätigkeit der Bergleute und Silbergräber übrig geblieben sind. Auch verschüttete Stollen und Schächte sprechen für das rege Bergbauleben im Ort. Als sich der Bergbau nach einiger Zeit nicht mehr rentierte, holzten die hiesigen Ortinsassen Wälder, die bisher unberührt standen, ab und begannen, sich mit der Landwirtschaft zu beschäftigen. Erfolglos blieben die Versuche der Ortbesitzer um die Wiedererrichtung und Erneuerung des Silbererzbergbaus. Die Erde gab ihre Schätze nicht mehr preis.

 

Während der Dreißigjährigen und napoleonischen Kriegen, sowie im Krieg vom 1866 litt der Ort beträchtlich, weil er am Weg aus Mähren über Andìlská Hora (Engelsberg) weiter nach Norden nach Schlesien lag, und die Einwohnerschaft versteckte sich oft mit ihrem Besitz in den tiefen umliegenden Wäldern.

 

Im Jahr 1822, am 25. November, entstand in der Hausnummer 4 ein Feuer, das sich, durch den großen Wind unterstützt, stark verbreitete und einen beträchtlichen Teil des Ortes verwüstete. Durch dieses Feuer wurden die Häuser und Bauerngüter Nr. 4,3, 2, 1, die Kirche, weiter die Hausnummern 83, 100, 82, 81, 80, 78, 77, 76, 75, und letztlich die Pfarrhausscheune sowie die Nr. 88, 87, 39, 40, 41, 42 und 97 zerstört. Das Feuer wurde durch den starken Westwind, der oft eine erhebliche Kraft erreicht, und durch den Mangel an Wasser begünstigt. Aus der ganzen Umgebung wie aus Andìlská Hora, Suchý Zejf (wörtlich Trocken-Seifen d.h. ist wohl Dürrseifen) und auch aus Freudenthal eilten Menschen, um zu helfen. Die Schäden wurden auf 96.663 Gulden geschätzt.

 

Nach dem Weltkrieg 1918 begann der Ort, landwirtschaftlich ziemlich fortgeschritten und entwickelt, zu Wohlstand zu kommen. Auch die rationelle Viehzucht und Nahrungsindustrie trug den hiesigen Bauern schöne Gewinne ein. Aber die Bewohner des Ortes, sowie der Orte des gesamten Bezirkes Freudenthal machten sich in der Zeit der größten Bedrohung der Republik einen traurigen Namen und stellten sich voll an die Seite der Feinde der Tschechoslowakischen Republik.

 

 

 

S. 53 oben:

 

 

 

Das tschechische Element  musste nach der Okkupation des Sudetenlandes seinen bisherigen Wirkungskreis bis auf sehr geringe Ausnahmen verlassen und wer blieb, wurde bei jedem Schritt beobachtet und in seiner gesamten Tätigkeit behindert. Wie die Tendenz in der Denkweise der Einwohner deutscher Abstammung im Bezirk Freudenthal war, beweist die Tatsache, dass A. Hitler, in Begleitung von H. Göring, nach dem Erhalt vom Sudetenland, Freudenthal als erstes in ganz Schlesien besuchte, um die treuen Deutschen aus dem Bezirk Freudenthal für die erwiesenen Dienste bei der Zerstörung der Tschechoslowakischen Republik durch seine Anwesenheit zu belohnen. Es ist von Nutzen, daran zu erinnern, dass alle Deutschen aus diesem Ort Mitglieder der SDP und später der NSDAP waren und dass die hiesigen Einwohner in allen Bestandteilen an der braunen Pest aktiv beteiligt waren. Dieser Zustand dauerte bis Mai 1945.

 

 

 

Kämpfe um das Dorf (S. 53 f.)

 

 

 

Der Kampf um das Dorf war kurz und wurde am 7. 5. 1945 bereits am Vormittag entschieden. Nach dem Durchbruch der deutschen Linien bei Troppau war die Rote Armee nicht mehr aufzuhalten. Der erbitterte Widerstand, den die Deutschen am Ortsrand von Alt-Vogelseifen leisteten, wurde nach fünfstündigem Kampf gebrochen und um 11 Uhr besetzte die Rote Armee den Ort. Die Tatsache, dass zehn Häuser zerstört wurden, zeugt von harten Kämpfen. Leider fielen dabei fünf Rotarmisten. Drei wurden auf dem Friedhof beerdigt, einer, ein Offizier, im Garten des Hauses Nr. 47 und einer am Waldrand östlich des Ortes, unweit der Nr. 55, wo er fiel. Alle wurden später exhumiert und auf dem Zentralfriedhof der Roten Armee im Freudenthal bestattet. Ruhm den Gefallenen!

 

Nach der Kapitulation Deutschlands übergab die Rote Armee am 9. 5. 1945 den Einheiten der tschechoslowakischen Armee die Aufsicht über die eroberten Gebiete. Die militärische Aufsicht über das Dorf  dauerte bis zum 5. 7. 1945, als zivile Organe der öffentlichen Verwaltung eingesetzt wurden.

 

Die Kriegsschäden sind riesig und belaufen sich auf eine Summe in zweistelliger Millionenhöhe. Ein empfindlicher Verlust ist die zerstörte Ziegelei an der Kreuzung der Landstraßen nach Lichtewerden und Wiedergrün. Es war der einzige Industriebetrieb im Ort.

 

Auch die Verluste an Nutztieren waren groß. Im Ort blieben 250 Stück Rindvieh, 95 Schweine und 32 Paar Lastpferde. Dabei ist die Katasterfläche des Orte 1600 ha, davon 1250 ha Ackerland.

 

 

 

S. 53 unten:

 

 

 

Nach der Kapitulation Deutschlands übergab die Rote Armee am 9.Mai 1945 die Aufsicht über die eroberten Gebiete in der Tschechoslowakischen Republik und auch über den hiesigen Ort an die Einheiten der Tschechoslowakischen Armee. Die Militärüberwachung über das Dorf dauerte bis zum 5. Juli 1945, bis im Dorf zivile Organe der Öffentlichen Verwaltung eingesetzt wurden.

 

 

 

S. 54:

 

 

 

Die Kapitulation Deutschlands – Staatsumsturz

 

 

 

Am 9.Mai 1945 wurde Deutschland besiegt und nahm die Bedingungen der Sieger im ganzen Ausmaß an. Unserer schwer zerknirschten Heimat, wie auch anderen Ländern ganz Europas, ging an diesem Tag die Sonne der Freiheit auf. Auf ihrer ruhmvollen Reise nach Westen befreite die Rote Armee einen großen Teil der Tschechoslowakischen Republik. So wurde, dank unseres großen Verbündeten, der Sowjetunion, möglich, dass auf das befreite Gebiet der Präsident unserer Republik Dr. Ed. Beneš zurückkehrte und dass schon am 5. April 1945 wieder auf heimischen Boden und zwar in Košice (Kaschau) eine neue Tschechoslowakische Regierung gebildet wurde.

 

 

 

Konfiszierung des feindlichen Besitzes

 

 

 

Den Rufen der tschechischen und slowakischen Landwirte und Landloser nach konsequenter Durchführung einer neuen Grundbesitzreform entgegenkommend und mit der Bemühung geführt, ein für allemal den tschechischen und slowakischen Boden aus den Händen der Feinde und der Volksverräter zu nehmen, entschied sich die Regierung für die Konfiszierung des Bodens der Feinde und Verräter und für das Verteilen desselben unter den Kleinlandwirten. Es wurde der Národní pozemkový fond (der Nationale Bodenfond) errichtet, unter welchem der gesamte Boden, die Gebäude und das gesamte Inventar und der Besitz, falls er deutschen und ungarischen Einwohnern der Tschechoslowakischen Republik gehörte, die sich aktiv an der Zerstörung und Okkupierung der Tschechoslowakei beteiligten, fiel. Der gesamte Besitz, sowohl der Boden als auch der damit zusammenhängende Besitz, wurde ersatzlos konfisziert. Durch diesen Regierungsbeschluss wurde auch über den Besitz der deutschen Einwohnerschaft im hiesigen Ort entschieden, weil keiner bewies, dass er in der Zeit der erhöhten Bedrohung der Republik ihre Interessen wahrte.

 

 

 

Errichtung der Selbstverwaltung (S. 55)

 

 

 

Weil es im Dorf keinen einzigen Tschechen gab, der die Funktion eines Selbstverwaltungs-vertreters hätte ausüben können, benannte die Kreisverwaltungskommission (Okresní správní komise) in Freudenthal für Alt-Vogelseifen eine Verwaltungskommission. Sie wurde aus drei Tschechen gebildet. Zum Vorsitzenden wurde Al. Vyroubal ernannt, Kommissionsmitglieder waren Kar. Brumovský und Vojt. Ženata. Die ersten beiden kamen aus Èechy pod Košíøem (Tschech), V. Ženata aus Jevíèko (Gewitsch). Alle drei waren während der Okkupation im Widerstand tätig gewesen und es wurde daher ganz richtig angenommen, dass sie sich am Aufbau des Vaterlandes und der Grenzregion mit voller Kraft beteiligen würden. Die örtliche Selbstverwaltungskommission (Místní správní komise; MSK) musste riesige Aufgaben schultern: Die Konsolidierung der Selbstverwaltung, die Untersuchung der Tätigkeit der Deutschen in der Zeit der erhöhten Republikgefährdung

1938-45, der Schutz und die Besiedelung des konfiszierten Eigentums, die Herstellung der Sicherheit, die Einführung der Nationalverwaltungen (národní správy) und in erster Linie die Sorge für die Getreideernte und damit die Sicherstellung der Ernährung der Republikbevölkerung. Die Kommissionsmitglieder trafen am 7. 7. 1945 im Ort ein. Im

Haus Nr. 85 wurde ein Geschäftszimmer für die Kommission eingerichtet. Im selben Haus wohnten auch die Kommissionsmitglieder.

 

 

 

Besiedelung durch tschechische Bevölkerung (S. 55)

 

 

 

Gleichzeitig mit der Ankunft der Mitglieder der Örtlichen Selbstverwaltung setzte eine allmähliche Besiedelung durch tschechische Bevölkerung ein. Von den ersten neuen Bewohnern tschechischer Herkunft blieben hier die Familien von Al. Vyroubal,

K. Brumovský, L. Koneèný, und Vil. Vyroubal. Die übrigen Familien verließen Alt-Vogelseifen wieder und kehrten zurück ins Landesinnere oder ließen sich an einer anderen Stelle des Grenzgebiets nieder.

 

 

 

S. 55 unten bis S. 56 oben:

 

 

 

Um 12 Uhr, am 15. August brach in der Hausnummer 77 Feuer aus. Die Scheune, welche voll mit geerntetem Getreide  war, brannte nieder. Wie das Feuer entstand wurde nicht erklärt. Die erlittenen Schäden von 146.000 K. wurden durch die Versicherung gedeckt.

 

 

 

Eröffnung der tschechischen Schule

 

 

 

Am 1. September 1945 wurde im hiesigen Ort die tschechische Schule eröffnet. Eingeschrieben wurden und die Schule besuchten 4 Schüler tschechischer Abstammung. Regelmäßiger Unterricht begann erst am 24. September, weil die Schule, damit sie den Anforderungen entsprach, zuerst hergerichtet und geweißt werden musste.

 

 

 

Bevölkerungsstatistik (S. 56)

 

 

 

Zum 28. 10. 1945 zählte Alt-Vogelseifen insgesamt 534 Einwohner, davon 32 Tschechen,

8 Ukrainer und 494 Deutsche. Die Ukrainer, die in den Ort während des Krieges zum Einsatz bei den Landwirtschaftsarbeiten verschleppt wurden, kehrten Anfang November in die UdSSR zurück. Aufgrund ihrer Ortskenntnisse leisteten sie den tschechischen Behörden und den Selbstverwaltungsmitgliedern eine wertvolle Hilfe.

 

 

 

 

 

S. 56 von der Mitte bis Ende:

 

 

 

Feier am 28.Oktober

 

 

 

Am 28. Oktober wurde wieder die Feier zur Gründung des tschechoslowakischen Staates durchgeführt. Die gesamte tschechische Einwohnerschaft nahm an diesen Feiern, die in der Schule durchgeführt wurden,  teil. Auch der Bezirksvertreter war anwesend.

 

 

 

Naturbedingungen

 

 

 

Das Wetter in diesem Jahr war sehr günstig für die Landwirte. Selbst wenn sich der Mangel an Arbeitskräften und Gespannen zeigte, wurden die gesamten Feldarbeiten mit Erfolg beendet und das Getreide ausgesät. Die Ernte war gut und verspricht den Landwirten beträchtlichen Gewinn. Auch das Obst geriet gut und es gab viel davon. Der Winter begann erst am 23. November, als viel Schnee bei starkem Wind fiel. Der Schnee schmolz aber schon zwei Tage darauf. Am 27. November fiel neuerlich Schnee und der Winter behielt seine Vorherrschaft.

 

 

 

Am 1. November wurde die lokale Verwaltungskommission (Místní správní komise, weiter auch MSP) erweitert, die dann in dieser Besetzung bis zum Juli 1947 nur wenig verändert wurde.

 

 

 

 

 

ab S. 57:

 

1946

 

 

 

Anfang 1946 war die Revolutionsperiode, die wir im letzten Jahr erlebt hatten, noch nicht beendet. Viele, viele Menschen sind sich bisher des Geschehens um uns herum nicht bewusst. Wie viele Menschen verstehen, dass wir mitten in einem riesigen Umbau der ganzen Welt leben, dass wir in einem Zeitalter leben, über das es nie ein größeres gab und vielleicht nie geben wird. Es geht nicht nur um die größte Erfindung aller Zeiten – die Freigabe der Atomkraft – und andere technische Fortschritte, sondern auch um den Aufbau einer neuen, jungen Welt, auf der ein einfaches, arbeitendes Volk leben wird. Dieses Volk will glücklich leben und wünscht sich keine Kriege oder Gewalt. Die Schwierigkeiten liegen darin, dass wir den genauen Weg nicht kennen und ihn erst suchen. Wir sind kein großer Staat, aber wir können durch unsere Einigkeit und Arbeitseifer die gute Richtung der Menschheit zeigen.

 

 

 

 

 

Zum 1.1.1946 zählte Alt-Vogeleifen 522 Einwohner, davon 32 Tschechen und 490 Deutsche. Aufgrund zum einen des Zuzuges einer größeren Zahl tschechischer Bevölkerung, zum anderen der Abschiebung der Deutschen änderte sich die Einwohnerzahl während des ganzen Jahres 1946 ständig. Laut Auskunft des Matrikelführers wurden in diesem Jahr sieben Kinder geboren, fünf Jungen und zwei Mädchen, eine Person starb und eine Ehe wurde geschlossen. Die erste tschechische Hochzeit in Alt-Vogelseifen wurde am 28. September von den Eheleuten Kniza aus dem Haus Nr. 22 gefeiert.

 

 

 

Der Gemeindehaushaltsplan

 

 

 

Im Gemeindehaushaltsplan für das Jahr 1946 wurde der ordentliche Verbrauch auf eine Höhe von 62.960 Kès festgelegt, davon 11.210 Kès für schulische Zwecke. Das Einkommen wurde auf einen Betrag von 19.866 Kès berechnet. Der Rest sollte durch einen 240%igen Zuschlag zu den direkten Steuern sowie einen 200%igen Zuschlag zur Hauszinssteuer erbracht werden. Um die Bezahlung des ungedeckten Fehlbetrags wurde der Staat gebeten. Die Jahresabrechnung wurde auf 83.395,30 Kès als Einnahmeposten taxiert und die Ausgaben betrugen 79.555,59 Kès. Der Kassenbestand in Höhe von 3839,71 Kès wurde auf das Jahr 1947 als ersten Einnahmeposten überwiesen.

 

 

 

 

 

S.58:

 

 

 

Wichtige Entscheidungen der lokalen Verwaltungskommission

 

 

 

Im Januar beantragte die MSK bei der Regierung der Tschechoslowakischen Republik eine Resolution, damit das Verbot der Besiedlung des Ortes widerrufen wird. Sie schloss sich damit einer Reihe von Orten in der ganzen Region an, die hiervon genauso betroffen waren. Die Regierung entschied im Mai endgültig zugunsten der hiesigen Region und der Gemeinde wurde gestattet, weiter tschechische Einwohnerschaft anzusiedeln.

 

Im März wurde ein Pflichtbesprühen der Bäume angeordnet. Die mit dem Besprühen der Obstbäume verbundenen Kosten trug der Besitzer.

 

Im Juni bat die MSK den  Nationalen Bodenfond um Subventionen des Rindviehs aus der Verschiebungsaktion. Acht Bauern unter der Leitung von Josef Cigoš fuhren nach Westböhmen und brachten 120 Stück Rindvieh, das unter bedürftigen Bauern verteilt wurde.

 

In den Tagen vom 5. bis 6. Juli fanden unter dem Schirm der nationalen Kreisausschüsse in Mährisch-Schönberg, Freiwaldau und Freudenthal, nationale Wanderungen auf den Altvater und in das befreite Altvater-Gebirge statt. Auch die MSK nahm an dieser Aktion teil. Leider war das Wetter schlecht und es gab wenig Teilnehmer.

 

Um den Bauern zu helfen, entschied sich die MSK aus der Aktion UNNRA (Aufbauhilfe der Vereinigten Nationen) 10 Pferde zu kaufen. Die Pferde wurden in Troppau gekauft und den bedürftigen Bauern zugeteilt.

 

 

 

Die Nationalen Feiertage

 

 

 

Die Ehrentage der Tschechoslowakischen Republik, der 9. Mai und der 28. Oktober, sowie die Geburtstage der Präsidenten T.G. Masaryk und Dr. Ed. Beneš wurden in der Schule mit Hilfe von Schülern und unter Mitwirkung der ganzen Öffentlichkeit gefeiert. Am 28. Oktober leisteten die Einwohner den Eid des Zweijahresplans ab.

 

 

 

Das Wetter und die Witterung

 

 

 

Das Wetter in diesem Jahr war komisch und ungewöhnlich. Während im Dezember letzten Jahres und im Januar dieses Jahres viel Schnee gefallen war, trat im Februar rasches Tauwetter auf und vom 10.-14. Februar regnete es immerfort. Der Bach im Ort konnte solche Wassermengen nicht aufnehmen, trat über die Ufer und nahm alles, was ihm im Weg stand. Auf diese Art wurden viele Brücken niedergerissen, die über den Strom zu den Zugängen der Häuser gebaut wurden. In vielen Häusern, die am Bach standen, liefen die Keller voll Wasser. In der Hausnummer. 99 brach das Wasser ins Haus und in den Stall ein. Das Vieh musste ausgeführt werden. Das Wasser war in den Ställen ca. 1 m hoch. Die Brücke, die zum Lichtewerden führt, schaffte es nicht, alles Wasser zu aufzunehmen, dieses überflutete und bildete um herum einen See. Die Wiesen um den Bach am nordöstlichen Rand des Dorfes waren ein einziger Wasserspiegel.  Am 14. Februar in den Abendstunden sank das Wasser und es drohte keine Gefahr mehr. Keiner der älteren Menschen konnte sich an so etwas erinnern.

 

Der Frühling begann früh. Am 20. März wurde schon auf dem Feld gearbeitet. Am 5. Mai brach starker Frost herein und Bäume, die gerade blühten, litten beträchtlich. Der Sommer war sehr stürmisch. Es hagelte oft, aber die Hagel richteten keine großen Schäden an. Der Winter meldete sich früh und schon am 15. Oktober war der Altvater mit Schnee bedeckt. Am 28. Oktober fiel Schnee auch im Tal und es brach die Zeit der Schlacke und des Unwetters an. Ende November brachen Fröste herein, die nicht mehr nachließen und bis - 230 erreichten. Viele Bienenvölker gingen ein und auch die Wildtiere erlitten große Verluste.

 

 

 

Die Wahlen

 

 

 

Im Mai fanden die Wahlen in die ÚNS (Ústavodární národní shromáždìní -  die verfassungsgebende Nationalversammlung) statt. Die Zahl der rechtmäßiger Wähler, die in die Wählerliste eingetragen waren, war 24. Da eine so kleine Anzahl nicht befugt war, eine eigene Wahlkommission zu haben, wurden die Wähler dem Wahlraum in Nová Víska (Neudörfel) zugeteilt, wo sie auch alle eintrafen. Die Stimmen teilten sich die Parteien folgendermaßen auf:

 

1. Strana komunistická   (Kommunistische Partei)            -            17 Stimmen

 

2. Strana soc. dem.   (Sozialdemokratische Partei)            -            4 Stimmen

 

3. Strana nár.soc.    (Nationalsozialistische Partei)            -            2 Stimmen

 

4. Strana lidová                                 (Volkspartei)            -             1 Stimme

 

 

 

Es gab keine leeren Stimmzettel. Die Wahlen verliefen ruhig und würdevoll ab.

 

 

 

 

 

Abschiebung der Deutschen (S. 59f.)

 

 

 

 

 

Im Jahr 1946 wurde konsequent die Abschiebung der Bevölkerung deutscher Nationalität durchgeführt. Die erste Gruppe von 30 Menschen wurde am 5. Mai abgeschoben. Weitere folgten dann in kurzen Zeitintervallen bis zum 10. Oktober, als die letzte, 163 Menschen zählende Gruppe abgeschoben wurde. Insgesamt wurden 463 Deutsche abgeschoben, drei blieben auch weiterhin in Alt-Vogelseifen , weil zwei von ihnen als Spezialisten bei den Leinwerken in Lichtewerden beschäftigt sind. Die Abschiebung verlief glatt und ohne Zwischenfälle. Der letzte Transport mit Deutschen verließ die Tschechoslowakische Republik am 29. Oktober.

 

 

 

 

 

S. 60:

 

 

 

Besiedlung des Ortes

 

 

 

Die Besiedlung des Ortes kann in diesem Jahr in drei Etappen eingeteilt werden.

 

1.      Frühlingsetappe

 

2.      Sommeretappe

 

3.      Herbstetappe

 

 

 

Besiedelung des Ortes (S. 60)

 

 

 

Die Besiedelung kann in die Frühlings-, die Sommer- und die Herbstetappe eingeteilt werden. Während der ersten Etappe kamen folgende Familien:

 Jos. Maòásek in das Haus  Nr. 49, Jos. Chromek 122, Leop. Rafaj 147, Jan Adámek 148, Jan Kryske   90 (Geschäft) und Jan Opletal in das Haus Nr. 110.

 

Die sommerliche Besiedelungsphase war die stärkste. Folgende Familien besiedelten die jeweils nachfolgend mit Nummer genannten Häuser: Otrusina  2, Grulich  3, Spurný  4, Gabriel  5, Fiala  6, Cigoš 7, Rezek 8, Baláž  46, Valenta 11, Podsedník 21, Forr (Schmied) 101, Bortl 35, Trunkát  42, Leonhart 45, Marièka 47, Struchlík  50, Otrusina 51, Jedlièka 55, Procházka 117, Vaculík 54, Lenhart 99, Koèenda 81, Maixner 83, Nìmèák 75 und Buèek 48. Fr. Švec bekam das Haus Nummer 32, Jos. Švec 33 und J. Pillich  das Haus Nr.38.

 

Während der dritten Etappe kamen die Familien Veverka in das Haus Nr. 29, Malásek 1, Štolcar 8, Koèí 15,  Lehotský 16, Kováø 17, Hrtúz 18, Pokorný 19, Vymazal 148, Kováè 28, Pavlásek 93, Lehotský 39, Štolcar 50, Peøina 54,  Ráb 65 und Husar das Haus Nr. 77. Das Haus Nummer 118, die Wirtschaft,  besetzte Vl. Šnejdrle mit Familie.

 

Am 1. 11. 1946 kamen die restlichen Höfe unter die Verwaltung der Gebietsweide-genossenschaft (Oblastní pastvináøské družstvo), welche sich zunächst im unteren Dorfteil konzentrierte. Es waren die Hausnummern 20, 41, 88, 44, 80, 73, 21 und 30 und einige Einfamilienhäuser für ihre Deputatarbeiter und deren Familien. Vorläufig wurden der Genossenschaft 425 Ha Land zugeteilt.

 

S. 61:

 

 

 

Landwirtschaft

 

 

 

Weil es im Ort nur wenig Gespanne gab, bereiteten die Ackerarbeiten im Frühling große Sorgen, ob sie rechtzeitig beendet sein würden. Das Wetter war aber günstig und es wurde trotz Verspätung ausgesät. Die Ernte war gut und die Bauern bereuten die Mühen nicht. Nur im Herbst zeigte sich der Mangel an Arbeitskräften und weil der Winter früh kam, wurde die Kartoffelernte nicht geschafft.

 

 

 

Öffentliche Tätigkeit

 

 

 

Im Ort wurde für einen Aufwand von 2.800 Kès eine öffentliche Gemeindebücherei gegründet. Es wurden 80 Bücherbände gekauft und 10 Bücherbände vom Ministerium für Schulwesen und Volkskultur geschenkt, so dass die Bibliothek Ende des Jahres 90 Bücherbände hatte. 10 Leser liehen 55 Bücher aus.

 

Am. 1. Februar wurde im hiesigen Ort ein Postamt eröffnet. Man teilte ihm das Gebäude Nr.141 zu. Er ist für den Ort von großem Vorteil.

 

 

 

Land und Staat

 

 

 

Am 19 Juni 1946 wurde die Wahl des Präsidenten der Tschechoslowakischen Republik durchgeführt. Als Präsident wurde wieder Dr. E. Beneš gewählt. Nur selten treffen wir in der Geschichte auf so eine Einstimmigkeit. Alle 298 Anwesenden der ÚSN gab die Stimmzettel auf den Namen Dr. E. Beneš ab.

 

In diesem Jahr wurde die Verstaatlichung der Industrie durchgeführt.

 

Am 28. Oktober unterschrieb Präsident E. Beneš das Gesetz  über „den zweijährigen Wirtschaftsplan“ für das Jahr 1947 und 1948.

 

Die Landsleute kehren aus dem Ausland zurück. Wir haben die Rückehr von 33.000 Tschechen aus Volynì (Wohlau oder Wolin) bejubelt und aus Ungarn kamen 10.000 Slowaken zurück. Erstmals, seit Weltbeginn, traff sich das Kollegium der Richter und Ankläger aus der ganzen Welt in Nürnberg, um die zu verurteilen, die unbegründet den Krieg ausgelöst und ihn mit eiskalter Grausamkeit geführt hatten. Am 30. September 1946 erließ das Internationale Richterkollegium in Nürnberg das Urteil, durch das 12 Hauptschuldigen das Todesurteil zuerkannt wurde. Die Anklage unseres Staates vertrat General Dr. Eèer.

 

Am 3. Juli bekam die Republik eine neue Regierung, an deren Spitze Klement Gottwald stand.

 

In diesem Jahr wurde in Ostrau ein nationaler Landesausschuss (Zemský národní výbor, ZNV) als Zweigstelle des ZNV in Brünn für Schlesien und Ostmähren  errichtet.

 

Am 31. Dezember beendete die UNRRA ihre Tätigkeit, die uns in der Nachkriegsnot so behilflich war.

 

1947

 

 

 

Dieses Jahr wurde im Zeichen des „Zweijährigen Wirtschaftplanes“  begonnen. Es wurde in das erste Jahr des „Zweijahrplanes“ eingetreten, welcher Mängel in unserem Staat abbauen und die zerstörte Industrie, die der Krieg beschädigt hatte, erneuern und somit jedem Bürger der Republik ein zufriedenes und ruhiges Leben und gleichmäßigen Wohlstand ermöglichen sollte. Jede Produktionseinheit unserer Industrie wird sich durch intensive Arbeit bemühen, damit das Schlagwort: „zwei Jahre intensive Arbeit – zwei Grade des Wohlstandes“ wahr wird. Es handelt sich in diesem Jahr um den Wiederaufbau des zerstörten Industrielebens und der vom Feind zerstörten Werte, schnelles Widerbeleben der Produktion  für die Bedürfnisse der Zivilgesellschaft, sowie der Sicherung von Arbeit und Einkommen für alle tüchtigen Leute.

 

Bevölkerungsstatistik (S. 62)

 

 

 

1947 wurden 25 Kinder, 14 Jungen und 11 Mädchen geboren, vier Personen, drei Kinder und ein Erwachsener, starben. Erster Tscheche, der nach der Befreiung im Ort gestorben ist, war Fr. Peøina, ein Kind von 1 ½ Jahren. Er verstarb am 22. April und ist auf dem hiesigen Friedhof beerdigt.

 

S. 63:

 

 

 

Gemeindehaushaltsplan

 

 

 

Der Gemeindehaushaltsplan wurde auf ...(Betrag fehlt)...Kès und ...(Betrag fehlt)...Kès Ausgaben festgelegt. Der ungedeckte Fehlbetrag wurde durch einen 240%igen Zuschlag zu den direkten Steuern und einen 200%igen Zuschlag zum Hauszinssteuer bezahlt. Um die weitere Vergütung wurde der Staat gebeten. Der Jahresrechnungsabschluss lautete auf ...(Betrag fehlt)...Kès Einkommen und ...(Betrag fehlt)...Kès Kosten. Der Nettoverbleib in Höhe von ...(Betrag fehlt)...Kès wurde als erster Einnahmeposten überwiesen. Für die Schulzwecke wurden ...(Betrag fehlt)...Kès ausgegeben.

 

 

 

Wichtige Beschlüsse der MSK

 

 

 

Die lokale Verwaltungskommission (MSK) entschloss sich im Rahmen der zweijährigen Planung im Ort zu folgenden Maßnahmen und Reparaturen:

 

1.      Einen Obstgarten zu errichten.

 

2.      Sie repariert die lokale Wasserleitung  - bzw. führt dessen Renovierung durch.

 

3.      Sie führt im Ort Rundfunk und Beleuchtung ein.

 

4.      Sie beantragt beim Fond des nationalen Wiederaufbaus und nationalen Bodenfond eine Genehmigung zum Abreißen unbewohnbarer Häuser und führt die Gestaltung des Dorfplatzes durch.

 

5.      Sie beantragt beim zuständigen Amt, dass das Haus Nr. 85 der Gemeinde für öffentliche Zwecke  - als Gemeindebüro - zugeteilt wird.

 

 

 

Der Bezirksnationalausschuss in Freudenthal stellte einen Antrag auf Zusammenschluss der Orte Starý und Nový Vogelzejf (Alt- und Neu-Vogelseifen) unter eine Verwaltung. Die lokale Verwaltungskommission bewilligte diesen Zusammenschluss im Prinzip, behielt sich aber eine Bedingung vor, die finanzielle Lastenfreiheit des Ortes.

 

 

 

Am 7. September wurde ein Abkommen zwischen dem Ort Wiedergrün und Starý Vogelzejf (Alt-Vogelseifen) geschlossen, wodurch die Katastergrenze der Orte angepasst wurde. Der Ort überlässt der Gemeinde Wiedergrün ein Teil des Katasters, der den Zipfel an der Grenze des Katasters von Starý Vogelzejf und Lichtewerden  bildet, mit den Nummern 94, 115, 118 und 119, die von Starý Vegelzejf 3 Km entfernt sind und bekommt dafür Wald auf dem nördlichen Kataster der Gemeinde, welcher die neue Grenze bilden wird. Das Abkommen wurde am 10. September unterschrieben und tritt nach Bewilligung der Oberbehörde in Kraft.

 

S. 64:

 

 

 

Staatliche Feiertage

 

 

 

Die Staatlichen Feiertage, der Tag des Sieges am 9.Mai und der 28. Oktober, wurden würdevoll im Beisein der Selbstverwaltungsorgane und der gesamten Öffentlichkeit des Ortes gefeiert. Der Tag des Sieges wurde am 8. Mai durch eine öffentliche Volksversammlung auf dem Schulturnplatz gefeiert. Nach der Kundgebung, die die Bedeutung dieses Tages für unseren Staat hervorhob, wurde ein Scheiterhaufen angezündet. Die Feier des 28. Oktober wurden am Abend des 23.Oktober in der hiesigen Schule durchgeführt, bei der zu der versammelten Einwohnerschaft der Vorsitzende der MSK Al. Veverka über die Bedeutung der Demokratie sprach und dem Ausdrucks eines Glaubens an eine bessere Zukunft und Stabilität der Zustände endete.

 

Öffentliche Tätigkeit

 

 

 

Am 28. Oktober führten die Schüler der hiesigen Schule die erste tschechische Theatervorstellung in diesem Ort durch.

 

Die Gemeindebücherei hatte am Ende des Jahres 130 Bücherbände. Während des Jahres wurden 18 Bände gekauft und das Landwirtschaftsministerium schenkte 22 Bände. 15 Leser liehen insgesamt 367 Bücher aus.

 

Ortnamensänderung (S.64)

 

 

 

Aufgrund des §1 des Gesetzes Nr.266 vom 14. 4. 1920 über die Orts- und Straßennamen wurde durch einen Beschluss des Innenministers die Ortschaft Alt-Vogelseifen in

Stará Rudná umbenannt. Durch denselben Beschluss wurden die Nachbarorte

Neu-Voglseifen in Nová Rudná, Lichtewerden in Svìtlá und Wiedergrün in Podlesí umbenannt. Die Ortsweihe wurde anlässlich des Erntedankfestes am 31. August begangen. Dorfpate wurde Kar. Brumovský.

 

 

 

 

 

S. 65:

 

 

 

Zum Paten des Ortes wurde Kar. Brumovský, der aktive Beamte, wohnhaft in Stará Rudná Nr. 145. Bei dieser Feier kamen wunderschöne Volkssitten und Bräuche zur Geltung, die zusammen mit Trachten die mährischen Slowaken in den Ort mitbrachten, welche hier die größte Gruppe bilden. Vielleicht, und es wäre schön, wenn es passieren würde, behalten sie ihre Eigenart  und verlöschen nicht im Meer der Alltäglichkeit.

 

Besiedelung des Ortes (S.65)

 

Im Jahr 1947 wurden noch die Häuser Nr. 30 durch die Familie Ig. Protivánek, Nr. 72 durch die Familie Jos. Protivánek, Nr. 93 durch die Familie Habán, Nr. 95 durch die Familie Koleèkáø und das Haus Nr. 87 durch die Familie Klimek Weil einige der Bewohner wieder in ihre Orte zurückgekehrt waren, kam es im Dorf selbst zu Bewegungen. So zog B. Lenhart aus dem Haus Nr. 45 in das Haus Nr. 6 um, Jan Kováè aus 28 in 65, (Mich.?) Husár aus 77 in 81, Jos. Lenhart aus dem Haus Nr. 99 in das Haus Nr.43. Die Verwaltung der Weidegenossen-schaft besetzte das Haus Nr. 142.  Die meisten Bewohner kommen aus der Mährischen Slowakei (Zlechov, Strání, Želetice). Eine weitere Gruppe kommt aus der Hanna, Kreis Proßnitz (Slatinky, Èechy pod Košíøem) und eine dritte aus dem Kreis Lipník nad Beèvou (Velký Ujezd Lazníky). Die übrigen Dorfbewohner kommen aus verschiedenen Teilen Mährens und der Slowakei.

 

Witterungsbedingungen und Wetter

 

 

 

Das Wetter in diesem Jahr  - ungewöhnlich. Der Winter war lang und streng mit viel Schnee und dauerte bis Ende März. Der Sommer zeigte sich als trocken und heiß. Die Regenniederschläge waren selten und ab Juni bis zum 18. Oktober regnete es außer zwei kurzen Gewitterschauern gar nicht. Am 18. Oktober kam zusammen mit dem Regen der erste Schnee, der aber nicht gehalten hat. Kälte, die sich Mitte Dezember meldete, wies keine Zeichen von Winter aus, weil es später warm wurde und es über die ganzen Weihnachten regnete. Am 23. Dezember entluden sich, bei starkem Sturmwind, noch regelmäßig Gewitter mit allen Erscheinungen übers Land. Ein Regenbogen war in diesem Winter keine ungewöhnliche Erscheinung. Die Temperaturen reichten bis +80C. Das Jahr, und insbesondere die Monate November und Dezember, waren sehr windig und die Stürme richteten viele Schäden in den Wäldern an.

 

S. 66:

 

 

 

Landwirtschaft

 

 

 

Am 11. Februar besuchte der Landwirtschaftsminister Ïuriš Freudenthal und gab den tüchtigen Landwirten des Bezirkes Freudenthal Dekrete über den Bodenbesitz.

 

Im März wurden im hiesigen Ort Zuteilungspläne durchgeführt und den Landwirten wurde das Land zugeteilt. Die Bauerhöfe bekamen je nach Wertigkeit 13 bis 20 ha Boden. Im Juli führte der Nationale Bodenfond und der Fond des nationalen Wiederaufbaus eine Bewertung und Zuteilung des Inventars einzelnen Interessierten in das Besitztum durch. Die vorhergehende Unruhe und Nervosität der Insassen wurde durch diese Leistung abgeschafft und alle machten sich fröhlicher und einträchtiger an die Arbeit, weil somit viele Reibungsflächen aufgehoben wurden.

 

Dieses Jahr war für die Landwirte nicht günstig. Die Frühlingsarbeiten begannen erst nach dem 7.April, also stark verspätet. Obwohl im Ort die rationelle Bodenverwertung mit Hilfe modernster Geräte durchgeführt wurde, blieb die Bemühung der Landwirte vergeblich, infolge der katastrophalen Trockenheit, die nicht nur diese Gegend, sondern die ganze Tschechoslowakische Republik betraf.

 

Die Getreideernte sank tief unter den Durchschnitt, die Kartoffelernte war dürr und nur der Leinenerlös wies einen gewissen Trost für die Mühen der Bauern auf. Sehr große Sorgen bereitete der Mangel an Fütterung für das Vieh und die Landwirte kümmerten sich darum, wie sie mit begrenzten Portionen bis zum nächsten Frühling auskämen. Seltsam wirkt dagegen eine reiche Obsternte.

 

Feuer

 

Am 17.April, genau um 12 Uhr Mittag, entstand auf dem Gut Nr. 73 Feuer, welches, unterstützt vom starken Westwind, in Blitzschnelle den ganzen Bauerhof ergriff und jedwede Hilfsarbeiten verhinderte. Zum Feuer kamen die Feuerwehren aus Svìtlá (früher Lichtewerden), Nová Víska (Neudörfel), Malá Morávka (Kleinmohrau), Karlov (Karlsdorf) und Freudenthal zusammen, leider konnten sie sich nur auf das Lokalisieren des Feuers, das inzwischen auf das Haus Nr. 71, welches bis auf den Grund ausbrannte, rüber sprang, beschränken. Die Schäden waren groß und beliefen sich auf 1,200.000 Kès. Schmerzhaft war, dass außer Arbeitsgeräten und Möbeln auch 38 Stück Rindvieh verbrannten. Die Ursache des Feuers war ein Kurzschluss.

 

S. 67:

Land und Staat

 

Am 10. März 1947 wurde ein Vertrag der Freundschaft mit Polen unterschrieben.

 

Am 11. Dezember wurde ein Handelsabkommen mit der Sowjetischen Union über Getreidelieferung abgeschlossen, womit in unserem Staat die kritische Erhaltungsfrage, die mit der, durch die katastrophale Trockenheit verursachte, schlechte Ernte begann, gelöst wurde.

 

Schlußanmerkung:

 

 

Verantwortlich für die Übersetzung vom Tschechischen ins Deutsche:

 

Frau Lenka Machova und Herr Filip Hlusicka – München

 

Eichenau im August 2004

 

R. Vogel

 

Zdroj: heimatkreis-freudenthal.de (29.1.2014)

Jaromír Lenoch © Aktualizace 29.1.2014